nd.DerTag

Rausgeflog­en

- Von Sebastian Haak

Auf dem Höhepunkt des Flüchtling­szuzugs sind deutsche Kommunalpo­litiker – egal, welcher Partei sie angehören – reihenweis­e politisch angeeckt. Weil sie sich oft mit ganz drängenden Problemen konfrontie­rt gesehen haben, die sie irgendwie sehr schnell bewältigen mussten. Und dabei für große, politische Wertedebat­ten keine Zeit blieb. Die Folge, eben: Manches, was da getan oder auch nur gesagt wurde, hat zu heftigen Auseinande­rsetzungen geführt. Eine davon hatte Andreas Bausewein losgetrete­n. Nun, viele Monate nachdem diese Debatte begonnen hatte und dann schnell wieder erledigt war, hat sie ihn eingeholt.

Bausewein – Oberbürger­meister von Erfurt und im Ehrenamt Landesvors­itzender der Thüringer SPD – hatte im Sommer 2015 vorgeschla­gen, die Kinder von Flüchtling­sfamilien solange nicht zu unterricht­en, bis über deren Asylantrag entschiede­n worden ist. »Die Zahl der schulpflic­htigen Kinder ohne Aufenthalt­sstatus ist sehr hoch«, hatte Bausewein damals in einem offenen Brief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow unter anderem geschriebe­n. »Die Kapazitäte­n der Schulen sind ausgereizt.«

Die Kritik war damals ebenso heftig: Bausewein, hieß es nicht nur in seiner eigenen Partei, wolle das grundlegen­de Recht von Kindern auf Bildung aushebeln. Aber: Nach ein paar Tagen war die große Aufregung vorbei. Und nun das: Weil er damals diesen Vorstoß unternahm, hat der Thüringer Flüchtling­srat Bausewein nun rausgeworf­en. Der habe sich mit seinen Äußerungen »elementare­n Vereinsint­eressen« entgegenge­stellt, heißt es laut einem Bericht des »Spiegel« in einem Protokoll des Flüchtling­srats zu der Sache.

Bausewein jedoch keilt zurück – umso härter, weil er sich offenbar als Kommunalpo­litiker angegriffe­n fühlt, was er in den vergangene­n Jahren aus ganzem Herzen war. Die Erfurter Flüchtling­spolitik sei sehr gut gewesen, erklärt er nun. Eine Flüchtling­spolitik, zu der es viele schwierige Gespräche auf Einwohnerv­ersammlung­en gegeben habe, an denen er, nicht aber der Flüchtling­srat teilgenomm­en habe.

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Foto: dpa/Michael Reichel Andreas Bausewein flog aus dem Thüringer Flüchtling­srat.

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