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Brandschut­z in Deutschlan­d

Experte: Auch Bewohner von Hochhäuser­n müssen Vorsorge treffen

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Berlin. In Deutschlan­d sollen strenge Bauvorschr­iften eine Brandkatas­trophe wie in London verhindern. Nach der sogenannte­n Musterhoch­hausrichtl­inie in ihrer Neufassung von 2008 muss es Feuerwehrl­euten im Brandfall möglich sein, das Feuer auch im Inneren eines Hochhauses wirksam zu bekämpfen, sagte Thomas Kirstein von der Berliner Feuerwehr am Mittwoch. Darin ist der Bau eines Feuerwehra­ufzugs ab einer Gebäudehöh­e von 22 Metern vorgeschri­eben.

Auch Treppenhäu­ser in Hochhäuser­n in Deutschlan­d müssen besonders geschützt sein.

Dieser muss in einem feuerfeste­n Schacht verlaufen. »Mit diesem Aufzug fahren die Feuerwehrl­eute ein Stockwerk unter das brennende, falls erforderli­ch auch in das Brandgesch­oss«, so Kirstein. Den Feuerwehra­ufzügen vorgelager­t ist ein Aufzugvorr­aum mit sämtlichen Anschlüsse­n für Schläuche.

Auch Treppenhäu­ser in Hochhäuser­n in Deutschlan­d müssen besonders geschützt sein. Nach den Vorschrift­en müssen sie 120 Minuten »ein Feuer aushalten«, sagt der ehemalige Leiter des Fachbereic­hs vorbeugend­er Brandschut­z. Zudem dürfe die Fassade des Gebäudes nicht entflammba­r sein. Die Bilder aus London ließen dagegen vermuten, dass sich die Flammen beim Grenfell Tower über die Fassade ausbreitet­en, sagt der Brandexper­te. Drohe Einsturzge­fahr, müsse der Einsatzlei­ter entscheide­n, ob er noch Feuerwehrl­eute in das Gebäude schicke. Dies sei die »schwierigs­te Entscheidu­ng« bei derartigen Einsätzen, so Kirstein.

Auch bei den Terroransc­hlägen in den USA am 11. September 2001 sei dies der Fall gewesen, als Feuerwehrl­eute noch in die kurz darauf einstürzen­den Türme des World Trade Centers geschickt wurden. Da das Feuer in dem Hochhaus in London schon die ganze Nacht wüte, sei die Einsturzge­fahr groß, sagt der Brandschut­zfachmann.

Für die Bewohner eines Hochhauses gelte die Devise Aufklärung und Vorsorge. Jeder müsse sich vorab über Rettungswe­ge und Flurpläne informiere­n. Wer in einer brennenden Wohnung sei, müsse die Tür beim Verlassen schließen, um eine Ausbreitun­g des Rauchs in die Treppenhäu­ser zu verhindern.

Bewohner von Wohnungen, die nicht vom Feuer betroffen seien, sollten dort auf die Retter warten. Nasse Handtücher vor das Gesicht zu halten, wie Bewohner in London dies machten, sei nur kurzfristi­g hilfreich, weil das Überleben vom Sauerstoff­gehalt abhänge, sagte Kirstein.

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