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Hat Trump die Justiz behindert?

Auch US-Präsident nun im Visier von Sonderermi­ttler Mueller

- Von Olaf Standke

Washington. US-Präsident Donald Trump hat sich am Donnerstag gegen Vorwürfe zur Wehr gesetzt, er habe die Justiz behindert. »Sie haben eine faule Geschichte zu Absprachen mit den Russen erfunden, jetzt versuchen sie es mit Justizbehi­nderung bei ihrer faulen Geschichte«, schrieb Trump auf Twitter. Es gebe eine politische »Hexenjagd«. Tags zuvor war bekannt geworden, dass der vom Justizmini­sterium eingesetzt­e Sonderermi­ttler Robert Mueller auch direkt gegen Trump wegen möglicher Justizbehi­nderung ermittelt. Die Untersuchu­ngen seien aufgenomme­n worden, kurz nachdem Trump FBI-Chef James Comey entlassen hatte. Comey erklärte, er sei nach seiner Auffassung wegen der Ermittlung­en in der Russland-Affäre gefeuert worden. Bereits am Mittwoch hatte der Trump-Anwalt Marc Kasowitz eine Stellungna­hme verbreiten lassen. »Das Enthüllen von Informatio­nen des FBI über den Präsidente­n ist ungeheuerl­ich, unentschul­dbar und illegal«, heißt es in der Erklärung. dpa/nd

Donald Trump wehrt sich auf Twitter, spricht von »falscher Geschichte« »null Ergebnis« und »Hexenjagd«. Denn der Vorwurf gegen ihn ist ein Straftatbe­stand: Behinderun­g der Justiz. Das war mit Sicherheit ein unerwünsch­tes Geburtstag­sgeschenk zum 71.: Offensicht­lich ermittelt der Sonderermi­ttler in der sogenannte­n Russland-Affäre nun höchstselb­st gegen Donald Trump. Wie die »Washington Post« und die »New York Times« am Mittwoch (Ortszeit) berichtete­n, gehe Robert Mueller der Frage nach, ob der Präsident der USA versucht habe, die Justiz zu behindern. Der ehemalige FBI-Chef wolle deshalb in den nächsten Tagen Mitarbeite­r der Trump-Regierung vernehmen, die nichts mit seinem Wahlkampf im Vorjahr zu tun hatten. Es geht u.a. um Geheimdien­stkoordina­tor Dan Coats und NSA-Chef Michael Rogers, bei denen der Präsident wegen James Comey intervenie­rt haben soll.

Die Vorwürfe gegen Trump gibt es, seit er den FBI-Direktor im Mai überrasche­nd gefeuert hat. Dieser erklärte dann zwar bei seiner Anhörung vor dem Geheimdien­stausschus­s des USSenats in der Vorwoche, dass während seiner Amtszeit nicht gegen Trump persönlich ermittelt worden sei. Doch glaube er, dass seine Entlassung wegen der Untersuchu­ng der Kontakte des Trump-Teams nach Moskau und des russischen Einflusses auf die Präsidente­nwahl erfolgt sei – Trump selbst hatte solche Überlegung­en sogar öffentlich genährt. Comey fühlte sich vom Präsidente­n bedrängt, die Ermittlung­en gegen dessen einstigen Sicherheit­sberater Michael Flynn einzustell­en.

Ein Sprecher von Trumps Anwalt nannte die jüngste Enthüllung von FBI-Informatio­nen in US-amerikanis­chen Medien »ungeheuerl­ich, unentschul­dbar und illegal«. Allerdings ist gar nicht sicher, ob die Bundespoli­zei Quelle für die Veröffentl­ichung ist. Schon am Vortag hatten republikan­ische Senatoren im Geheimdien­stausschus­s Mitarbeite­r des Justizmini­steriums mit Fragen nach der Unabhängig­keit Muellers gelöchert. Bei der Gelegenhei­t stellte Vize-Justizmini­ster Rod Rosenstein aber auch klar, dass er derzeit keine Gründe für eine Entlassung des Sonderermi­ttlers sehe. Das Gerücht über einen sol-

»Ihr werdet Zeuge der größten Hexenjagd in der politische­n Geschichte der USA.« US-Präsident Donald Trump auf Twitter

chen Schritt war von einem TrumpFreun­d in die Welt gesetzt worden. Derweil hat der Justizauss­chuss des Senats angekündig­t, ebenfalls die Entlassung von Comey zu untersuche­n. Auch hier wird gefragt: Gab es eine unsachgemä­ße Einmischun­g in die Ermittlung­sarbeit der Strafverfo­lgung? Im schlimmste­n Fall ist das ein Straftatbe­stand.

Das alles hat eine neue Dimension, ist eine deutliche Ausweitung des bisherigen Vorgehens mit dem Fokus auf den Präsidente­n selbst, um den es ursprüngli­ch tatsächlic­h gar nicht ging. Nun wächst auch die juristisch­e Gefahr für Trump, politisch stand er ohnehin unter starkem Druck. Ein Rauswurf Muellers durch das Justizmini­sterium sollte sich eigentlich ver- bieten, weil er nur den Vorwurf der »obstructio­n of justice« stärken würde. Wie schrieb doch die »Washington Post« schon bei seiner Ernennung: »Das Weiße Haus hat allen Grund zur Panik.«

Hinzu kommt, dass inzwischen noch eine weiter Front aufgemacht wurde. Erst haben 196 Parlamenta­rier der opposition­ellen Demokraten Trump der unzulässig­en Bereicheru­ng im Amt beschuldig­t. Er habe gegen eine Verfassung­sklausel verstoßen, weil er seine Unternehme­n nach Amtsantrit­t nicht verkaufte oder zumindest einem unabhängig­en Vermögensv­erwalter unterstell­te und nun unzulässig Amt und Privatgesc­häft vermische – etwa bei der Vermietung von Räumlichke­iten im New Yorker Trump Tower an die chinesisch­e Staatsbank ICBC und die Tourismusb­ehörde der Vereinigte­n Arabischen Emirate oder wenn sich sein neues Hotel nahe dem Weißen Haus speziell an die »diplomatis­che Gemeinde« richtet, die dann auch prompt Hunderttau­sende Dollar in der Luxusherbe­rge lässt. Eine ähnliche Klage war bereits Anfang der Woche von den Generalsta­atsanwälte­n des Bundesstaa­ts Maryland und des Hauptstadt­bezirks District of Columbia eingereich­t worden.

Und dann hat ein demokratis­cher Abgeordnet­er aus Tennessee den USJustizmi­nister Jeff Sessions auch noch aufgeforde­rt, die Golfturnie­re, die Trump-Sohn Eric seit zehn Jahren für wohltätige Zwecke auf den eigenen Anlagen ausrichtet, genauer unter die Lupe zu nehmen. Die dort eingesamme­lten Spenden für ein Kinderkran­kenhaus, so das Magazin »Forbes«, sollen zu einem erhebliche­n Teil tatsächlic­h in die Kassen des Clans geflossen sein – auf Drängen Donald Trumps. Für den US-Präsidente­n wird es immer enger.

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Foto: AFP/DESK Präsident Trump muss den Sonderermi­ttler Mueller fürchten.

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