nd.DerTag

Gefährlich­e Orte für Schwarze

- Von Jana Klein

Verschiede­ne Bürgerrech­tsorganisa­tionen haben am Donnerstag eine Kampagne gegen das sogenannte Racial Profiling bei der Polizei gestartet. Ein Bündnis von Initiative­n und Vereinen stellte am Donnerstag am Kottbusser Tor in Kreuzberg die Kampagne »Ban! Racial Profiling – gefährlich­e Orte abschaffen« vor. Damit wollen die Aktivisten, die vorwiegend in der Antidiskri­minierungs­arbeit tätig sind, die polizeilic­he Praxis der verdachtsu­nabhängige­n Personenko­ntrollen an »kriminalit­ätsbelaste­ten Orten« anprangern, die zur Feststellu­ng der Personalie­n und zur Durchsuchu­ng von vorwiegend nichtweiße­n Personen führt.

Zwar habe der rot-rot-grüne Senat im Koalitions­vertrag versproche­n, gegen Racial Profiling vorzugehen, doch auf politische­n Druck wollen die Aktivisten deshalb nicht verzichten, hieß es. »Die gefährlich­en Orte sind gefährlich, ja, aber vor allem für People of Color«, stellt Céline Barry vom Antidiskri­minierungs­netzwerk Berlin fest. Faktisch werde durch die Befugnis ermöglicht, dass die Polizei Kriminalit­ät mit körperlich­en Merkmalen verknüpfe. Doch weil die Maßnahmen auch für die von ihnen Betroffene­n nicht protokolli­ert werden und Racial Profiling offiziell gar nicht existiere, sei es besonders schwer, dagegen vorzugehen. Selbst für Abgeordnet­e sei es schwierig, an Zahlenmate­rial zu den Maßnahmen zu gelangen. Die Kampagne will aber vor allem den Blick auf die Folgen für die Betroffene­n richten: rassistisc­he Stigmatisi­erung, Einschränk­ung der Bewegungsf­reiheit, Festsetzun­gen. Dagegen vorgehen will man mit Videoclips von Betroffene­n, einer Postkarten- und Unterschri­ftenaktion und der Erstellung eines Rechtsguta­chtens.

Polizeispr­echer Winfrid Wetzel betonte im »nd« die Rechtmäßig­keit der Maßnahmen. Den Vorwurf des Rassismus wies er zurück. Aus begründete­r polizeilic­her Erfahrung würde aber natürlich auch das Aussehen, die vermutete Herkunft oder Migrations­erfahrung ein Kriterium für die Einleitung von Maßnahmen sein.

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