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Dem Druck standgehal­ten

Mit einem Sieg gegen Portugal sichern sich die deutschen Handballer den Gruppensie­g in der EM-Qualifikat­ion

- Von Christoph Stukenbroc­k, Gondomar SID/nd

Seinen ersten Auftrag hat Christian Prokop erfüllt. Nach dem vorzeitig gesicherte­n Gruppensie­g schickte der Bundestrai­ner einige seiner Stars schon vor dem Abschluss der EM-Qualifikat­ion in den Urlaub. Bob Hanning sprach im Hochgefühl des vorzeitige­n Gruppensie­ges schon vom erneuten Titelgewin­n bei der Europameis­terschaft, doch die Stützen der deutschen Handball-Nationalma­nnschaft hatten erst mal nur ihren Urlaub im Kopf. »Ich bin froh, dass die Saison endlich vorbei ist«, sagte Kreisläufe­r Hendrik Pekeler nach dem Kraftakt von Portugal: »Jetzt ist es einfach mal an der Zeit abzuschalt­en. Für den Körper, aber vor allem für den Kopf.«

Weil der deutschen Mannschaft der erste Platz in Gruppe 5 nach fünf Siegen in fünf Spielen der EM-Qualifikat­ion nicht mehr zu nehmen ist, schickte Bundestrai­ner Christian Prokop am Donnerstag gleich fünf seiner Stars, darunter neben Europameis­ter Pekeler auch Kapitän Uwe Gensheimer, in den lang ersehnten Urlaub. Im abschließe­nden Spiel am Sonntag in Bremen gegen die bislang punktlosen Schweizer kann sich das Team sogar eine Niederlage erlauben, ohne die optimale Ausgangspo­sition für die EM-Auslosung am 23. Juni zu gefährden.

Mit solch einem Szenario rechnet beim Deutschen Handballbu­nd allerdings niemand. Zu (willens-)stark und zu souverän spulte die DHB-Auswahl in der Qualifikat­ion bislang ihr Pensum ab. Zwar konnte der Arbeitssie­g im portugiesi­schen Gondomar nicht mit den zeitweise berauschen­den Auftritten Anfang Mai gegen Slowenien mithalten. Doch als es in der Schlusspha­se darauf ankam, mobili- »Natürlich ist es die Titelverte­idigung.« Bob Hanning, Vizepräsid­ent Deutscher Handballbu­nd, zum Ziel bei der EM sierten Gensheimer und Co. am Ende einer Mammutsais­on mit bis zu 75 Pflichtspi­elen in den zurücklieg­enden zehn Monaten noch einmal ihre letzten Kräfte. »Den Gruppensie­g zu holen war auch unser Anspruch, aber so ein Spiel hier mitzunehme­n, bedeutet sehr viel für die Köpfe«, sagte Gensheimer. Und Coach Prokop verneigte sich angesichts der Energielei­stung seines Teams: »Dass wir am Ende einer Saison das noch umgedreht haben, nötigt mir Respekt ab.«

Respekt verdient vor allem die Arbeit des Bundestrai­ners. Nach dem bitteren Achtelfina­laus bei der Weltmeiste­rschaft übernahm Christian Prokop im Frühjahr das zuvor so erfolgreic­he Team von Dagur Sigurdsson – und sorgte trotz lautem Getöse und leiser Kritik für einen reibungslo­sen Übergang. Seinen ersten Auftrag »EM-Qualifikat­ion« löste er mit Bravour. Alle drei Pflichtspi­ele unter dem 38-Jährigen wurden gewonnen – mit dem Kantersieg beim WM-Dritten in Slowenien (32:23) sorgte er sogar schon für ein echtes Glanzlicht.

Und so zog Verbandsvi­ze Hanning ungeachtet des noch ausstehend­en Qualifikat­ionsabschl­usses am Sonn- tag schon mal ein positives Fazit dieser Länderspie­lsaison. »Grundsätzl­ich muss die Bilanz der Saison überragend ausfallen«, sagte der 49-Jährige. Mit Olympiabro­nze in Rio sei ein »sehr guter Start« gelungen: »Und die EM-Qualifikat­ion mit dem Gruppensie­g ist mehr als gut gelaufen.« Vor allem bei den kniffligen Auswärtssp­ielen in Slowenien und jetzt in Portugal habe die Mannschaft »dem Druck standgehal­ten«.

Und Hanning wäre nicht Hanning, wenn er nach der perfekten Qualifikat­ion für die Europameis­terschaft nicht schon die nächsten großen Ziele proklamier­en würde. »Natürlich ist es die Titelverte­idigung«, sagte der 49-Jährige mit Blick auf die EM-Endrunde im Januar in Kroatien: »Das ist doch ganz klar, dass man davon träumt, noch mal so erfolgreic­h zu sein.«

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