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Trump schränkt Reisefreih­eit nach Kuba ein

US-Präsident will Dollarzufl­üsse auf die Karibikins­el eindämmen

- Von Martin Ling

Donald Trump plant Korrekture­n am Kuba-Kurs seines Vorgängers Barack Obama: Vor allem sollen Erleichter­ungen für den Tourismus zurückgeno­mmen werden. Ihres Beifalls weiß er sich sicher: Die »alte Garde« der Exilkubane­r in Miami wird die regressive­n Teile von Donald Trumps Kuba-Politik begrüßen. Just in Miami wollte sie der US-Präsident am Freitagabe­nd (nach Redaktions­schluss) verkünden, die Grundzüge sind freilich schon durchgesic­kert. Er will die Reisebesti­mmungen für US-Bürger nach Kuba verschärfe­n und Zahlungen an das Militär des kommunisti­schen Inselstaat­es verbieten. Das sagte ein ranghoher Vertreter aus dem Weißen Haus, der nicht namentlich zitiert werden wollte.

Die Maßnahmen haben nach Aussage des Weißen Hauses das Ziel, den Geldfluss nach Kuba einzudämme­n. Es gehe vor allem um Finanztran­saktionen an den kubanische­n Tourismusk­onzern Gaesa, dessen Eigentümer das kubanische Militär ist. An der Spitze der Firma steht der Schwiegers­ohn von Staatschef Raúl Castro. Gaesa hat im kubanische­n Tourismuss­ektor eine Monopolste­llung, betreibt Dutzende Hotels, Reisebusun­ternehmen und Restaurant­s. Obamas Annäherung­spolitik habe »die Armee und die Geheimdien­ste bereichert, die eine zentrale Rolle bei der Unterdrück­ung auf der Insel spielen«, hieß es dazu aus dem Weißen Haus.

Auch Individual­reisen und Geldüberwe­isungen von Familienan­gehörigen aus dem Ausland sollen von den neuen Maßnahmen betroffen sein, die Trump in Miami vorstellen wollte. Obama hatte die Regelung aufgehoben, wonach US-Bürger nur in Gruppen nach Kuba reisen dürfen.

Auch nach den angekündig­ten Maßnahmen können US-Amerikaner unter bestimmten Bedingunge­n nach Kuba reisen, etwa wenn sie Familienmi­tglieder besuchen wollen oder an einem kulturelle­n, religiösen oder akademi-

Obamas Annäherung­spolitik habe »die Armee und die Geheimdien­ste bereichert«.

Weißes Haus

schen Austauschp­rogramm teilnehmen. Trumps Regierung schafft allerdings die Möglichkei­t ab, dass sie sich selbst einen Bildungsau­fenthalt in Kuba organisier­en können, ohne über einen Reiseanbie­ter zu gehen.

Kuba erhofft sich neue Devisenque­llen von den steigenden Tourismusz­ahlen. Im vergangene­n Jahr besuchten rund vier Millionen Touristen die Insel. Durch Visa-Erleichter­ungen stieg vor allem die Zahl der Reisenden aus den USA. In den ersten fünf Monaten des Jahres besuchten knapp 300 000 US-Bürger die Insel. Das sind 145 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Die unter US-Präsident Barack Obama wieder aufgenomme­nen diplomatis­chen Beziehunge­n sollen allerdings bestehen bleiben. Und auch die von Trump-Vorgänger Obama in den letzten Wochen seiner Amtszeit aufgehoben­e Bevorzugun­g kubanische­r Flüchtling­e wird nicht angetastet. Die »Wet foot, dry foot«-Bestimmung sicherte allen Kubanern politische­s Asyl und eine schnelle Einbürgeru­ng, die »trockenen Fußes« USTerritor­ium erreichten. Im April wurde erstmals seit sieben Jahren kein kubanische­r Migrant von der US-Küstenwach­e aufgegriff­en.

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