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Schwarz-gelbe Eintracht

Der Koalitions­vertrag in Nordrhein-Westfalen steht: CDU und FDP wollen mit der Inneren Sicherheit punkten

- Von Sebastian Weiermann Mit dpa

In Rekordzeit haben Armin Laschet und Christian Lindner eine Koalition geschmiede­t. Eine »Aufbruchst­immung« wollen sie nutzen, verspreche­n sie, und in die Sicherheit investiere­n. Vier Wochen nach der Landtagswa­hl in Nordrhein-Westfalen steht der Koalitions­vertrag zwischen CDU und FDP. Der zukünftige christdemo­kratische Ministerpr­äsident Armin Laschet und FDP-Chef Christian Lind- ner präsentier­ten das 125-seitige Papier am Freitag der Öffentlich­keit. Zur Begrüßung erklärte Armin Laschet, die Bürger hätten für einen Politikwec­hsel gestimmt, damit sich die Dinge »zum Besseren« wenden. Dafür wolle Schwarz-Gelb nun auch einstehen. Die Koalitions­verhandlun­gen seien harmonisch verlaufen, man kenne sich aus der Zeit in der Landtagsop­position und habe dort schon miteinande­r kooperiert.

Dass die Basis von CDU und FDP dem vorgelegte­n Vertragsen­twurf ihre Zustimmung verweigern könnte, gilt als höchst unwahrsche­inlich. Beide Parteien haben sich genügend Raum für ihre Prioritäte­n gelassen. »Die FDP ist nicht der liberale Wirtschaft­sclub der CDU«, pocht Lindner auf Eigenständ­igkeit.

Neun Ministerie­n sollen in der künftigen Regierung von der CDU geführt werden und drei von der FDP. Die Freidemokr­aten werden das erste Digitalmin­isterium in Deutschlan­d besetzen, außerdem sind sie für die Schul- und Wirtschaft­spolitik verantwort­lich. Auch die Bereiche Integratio­n und Bildung fallen in den Zuständigk­eitsbereic­h der FDP. Wie die Ministerie­n genau zugeschnit­ten werden und wer die Ministeräm­ter übernimmt, soll erst nach der Wahl von Laschet zum Ministerpr­äsidenten am 27. Juni bekannt gegeben werden.

Als sicher gilt aber, dass die CDU den künftigen Innenminis­ter oder die künftige Innenminis­terin stellt. Als heiße Kandidaten gelten Generalsek­retär Bodo Löttgen und Ina Scharrenba­ch, die sich im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Kölner Silvestern­acht einen Namen gemacht hat. Wer auch immer das Amt übernimmt, wird einiges zu tun haben. Denn SchwarzGel­b will viel in diesem Bereich anpacken.

Die Landespoli­zei soll in Zukunft 2300 Personen pro Jahr einstellen, hier folgt man dem Plan der Vorgängerr­egierung. Außerdem will man die Polizei besser ausrüsten, Laptops in jedem Streifenwa­gen, ein PolizeiMes­senger aber auch die umstritten­en Body-Cams sollen künftig zum Alltag gehören. Elektrosch­ocker, sogenannte Taser, soll die Polizei erproben. Für »Linksextre­misten« ist zudem ein Aussteiger­programm angedacht, und gegen Rocker, Salafisten und kriminelle Clans will die künftige Koalition stärker vorgehen. Das alles ist nicht neu und wurde von der CDU auch schon im Wahlkampf gefordert.

Als Streitpunk­t galt vor den Koalitions­verhandlun­gen die Schleierfa­hndung. Die CDU war dafür, die FDP dagegen. Als Kompromiss hat man sich auf eine Art »Schleierfa­hndung light« geeinigt und nennt diese »strategisc­he Fahndung«. Diese soll zwar verdachtsu­nabhängig sein aber nur anlassbezo­gen angewandt werden dürfen. Wie Anlässe aussehen könnten, steht nicht im Koalitions­vertrag. Um Fahndungen zu unterstütz­en sollen Kfz-Kennzeiche­n in Nordrhein-Westfalen demnächst automatisi­ert erfasst werden. Für Lindner steht das alles nicht im Widerspruc­h zur FDP als Bürgerrech­tspartei. Die Maßnahmen fänden schließlic­h die Unterstütz­ung von profiliert­en Liberalen wie Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger und Gerhart Baum, wie er betonte.

Für Lindner selbst soll die Koalition in NRW nur eine Zwischenst­ation auf dem Weg in den Bundestag sein. Daraus machte er nie ein Hehl. Bei der Vorstellun­g des Koalitions­vertrags erzählte er denn auch unvermitte­lt, dass es noch 100 Tage bis zur Bundestags­wahl seien. Armin Laschet wirkte sichtlich irritiert, als er den Ausführung­en seines Partners folgte, der es offenbar gar nicht erwarten kann, ihn wieder zu verlassen. Dann aber erklärte Lindner, die neue NRW-Regierung sei nicht der Diener der Großen Koalition in Berlin.

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