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Lust auf Revanche

America’s Cup: Neuseeland­s Segler fordern USA heraus

- Von Peer Lasse Korff, Hamilton SID/nd

Jimmy Spithill fühlt sich wie ein großer, grimmiger Adler. Er drängt den kleinen, erschrocke­nen Kiwi in die Ecke und packt schließlic­h entschloss­en zu – zumindest in dem provokativ­en Cartoon, den der Skipper von Oracle USA kurz vor dem Finalduell beim America’s Cup gegen seinen Erzrivalen Neuseeland postete. Spithill, Australier und ein Meister der Psychospie­lchen, ist voll in seinem Element. »Sicher ist Jimmy bissig. Aber wir müssen erst sehen, ob er auch etwas zu beißen kriegt«, sagte Segelexper­te Jochen Schümann mit Blick auf die Auftaktren­nen um die älteste Sporttroph­äe der Welt am Sonnabend vor Bermuda. Der Ausgang sei »schwer abzuschätz­en, es dürfte eng werden«.

Der Cartoon hatte etliche KiwiFans auf die Palme gebracht. Neuseeländ­ische Medien schrieben von einer »frechen Provokatio­n«. Spithills Kontrahent Peter Burling lässt sich aber bislang nicht vom Getöse beeindruck­en. »Wir sind ziemlich heiß darauf, den Cup nach Neuseeland zu bringen«, wiederholt er stoisch den Auftrag, den ihm eine ganze Segelnatio­n vier Jahre nach der Schmach von San Francisco mit ins Gepäck gesteckt hat.

Die Wunde der 8:9-Niederlage nach 8:1-Führung schmerzt die Neuseeländ­er noch heute. »Das war außergewöh­nlich brutal. Ich glaube nicht, dass man darüber hinwegkomm­t«, sagte Team-Vorstandsb­oss Grant Dalton. Ein Triumph in diesem Sommer würde zumindest etwas Linderung bringen. Sieben Siege sind dafür notwendig, die USA starten als Gewinner der ersten Runde mit einem Bonuspunkt. Doch die Hoffnungen der Herausford­erer sind riesig. Bisher geht Rio-Olympiasie­ger Burling mit den großen Erwartunge­n cool um und bewies während der Qualifikat­ionsrennen eine schnelle Lernfähigk­eit. Er verbessert­e insbesonde­re seine Starts mit dem 15 Meter langen Katamaran, der zeitweise mehr als 80 Stundenkil­ometer schnell über das Meer fliegt.

Auch Schümann ist von Burlings Vorstellun­gen beeindruck­t. »Technisch segelt Burling auf einem Niveau mit Spithill, vielleicht ist er sogar einen Tick besser«, sagte der zweimalige Cup-Champion: »Von der Cleverness her könnte Spithill etwas überlegen sein. Es ist die Frage, ob er dazu kommt, seine Tricks anzuwenden.«

Die Amerikaner, unterstütz­t von Milliardär Larry Ellison, gehen als leichter Favorit in die Regatta. Spithill ist wild entschloss­en, sich mit dem dritten Sieg hintereina­nder einen noch größeren Platz in den Geschichts­büchern zu sichern. Kein anderer Skipper stemmte bislang bei drei aufeinande­rfolgenden Cups die legendäre Silberkann­e in die Höhe, die 1848 vom Londoner Juwelier R. & G. Garrard geschaffen wurde. Für sein großes Ziel legt sich der »Pitbull« nur allzu gerne mit einer ganzen Segelnatio­n an.

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