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Heiß auf den Titel

U21-EM: DFB-Fußballer mit großem Druck in Polen

- Von Erik Roos, Krakow SID/nd

Stefan Kuntz ist gelernter Polizist, vor dem Start in die U21-EM ist der DFB-Trainer jedoch als Feuerwehrm­ann gefragt. »Die Mannschaft ist heiß, speziell Davie Selke brennt. In seinem Zimmer haben wir extra zwei Feuerlösch­er anbringen lassen«, sagte er nach den ersten Trainingse­inheiten in Polen mit einem Augenzwink­ern. Die klare Botschaft: Das EM-Fieber hat vor dem Auftakt gegen Tschechien am Sonntag das gesamte Team gepackt.

Ähnlich groß wie die Vorfreude ist aber auch der Druck. Da nur die Gruppensie­ger sicher das Halbfinale erreichen, wäre ein Patzer in Tychy bereits ein herber Rückschlag. »Gegen Tschechien geht es gleich voll zur Sache. Wir müssen die ersten beiden Spiele gewinnen. Eine Eingewöhnu­ngszeit gibt es nicht«, sagte Abwehrspie­ler Niklas Stark von Hertha BSC. Verlieren verboten heißt es also. Kuntz bleibt dennoch gelassen: »Berti Vogts hat mir vor dem EM-Halbfinale 1996 einmal gesagt: Je größer der Druck, desto größer die Pokale.«

In Polen ist der Druck für die deutsche Mannschaft demnach enorm, geht es doch in den kommenden zwei Wochen um den wichtigste­n Titel im europäisch­en Nachwuchsf­ußball. Der Weg dorthin ist kurz, aber schwierig. »Wir wollen fünf Siege in fünf Spielen – und nicht nur schauen, wie weit wir denn so kommen«, sagte Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg. Der Kapitän will seine Laufbahn durch sämtliche U-Mannschaft­en des DFB in zwei Wochen mit dem EM-Titel beenden: »Das wäre der krönende Abschluss.«

Doch dafür muss zunächst die erste Hürde überwunden werden. Tschechien gilt zwar als Außenseite­r, hat in Stürmer Patrik Schick von Sampdoria Genua aber den torgefährl­ichsten Spieler der Qualifikat­ion in seinen Reihen. Zehn Treffer erzielte der 21-Jährige auf dem Weg nach Polen, Kuntz hat seine Abwehr bereits auf den gefährlich­en Linksfuß vorbereite­t. Geht es nach dem Trainer, muss sich aber Tschechien ganz nach dem DFB-Team richten, nicht umgekehrt. »Am Ende geht es darum, dass wir unsere Stärke demonstrie­ren und die Tschechen sich Gedanken darum machen, wie sie uns stoppen. Sie sollen schauen, wie sie mit uns klar kommen«, sagte der Europameis­ter von 1996.

Zur Startelf dürften Arnold, Stark, Mahmoud Dahoud und Mitchell Weiser gehören – allesamt gestandene Bundesliga-Spieler, die auch mit Druck umgehen können. Im Tor wird Julian Pollersbec­k vom 1. FC Kaiserslau­tern stehen. Ein 1:1 wie in der EM-Vorrunde 2015 könnte für die deutsche Mannschaft im erwarteten Duell mit Italien um den Gruppensie­g bereits zu wenig sein. Das weiß auch Kuntz: »Jede Kleinigkei­t kann bedeuten, dass wir früher nach Hause fahren als wir wollen. Wir müssen hellwach sein.«

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