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Das Wunder von Görlitz im Museum

Sonderauss­tellung über die »Altstadtmi­llion«

- Von Miriam Schönbach, Görlitz

Seit 1995 wurde Görlitz jährlich anonym erst mit einer Million DMark, dann mit 511 500 Euro beschenkt. Eine Schau im Kaisertrut­z versucht nun eine Annäherung an den unbekannte­n Spender.

Vielleicht wird es immer eines von Deutschlan­ds bestgehüte­ten Geheimniss­en bleiben. Wer war der Stifter der Görlitzer Altstadtmi­llion? Seit 1995 wurde die sächsische Stadt jährlich anonym erst mit einer Million D-Mark, dann mit 511 500 Euro beschenkt. Im vergangene­n Jahr traf die letzte Zahlung in Höhe von 340 000 Euro ein. Mit dem Geld wurden mehr als 1200 Projekte von privaten Bauherren, Vereinen, kirchliche­n und kommunalen Einrichtun­gen unterstütz­t.

Vom »Wunder von Görlitz« erzählt ab Sonntag eine Sonderauss­tellung im Kulturhist­orischen Museum im Kaisertrut­z. Seit einem knappen Jahr be- schäftigt sich Kunsthisto­riker Matthias Franke mit dem Thema. »Alles begann mit einem Anruf beim damaligen Oberbürger­meister der Stadt und der Ankündigun­g, dass die Stadt Geld geschenkt bekäme«, sagt er. Ungläubig soll das Stadtoberh­aupt seinerzeit zum Denkmalpfl­eger gegangen sein, um ihm die Geschichte zu erzählen.

Doch mit der Spende waren Forderunge­n verbunden. Das Geld sollte der zerstörten Altstadt zu Gute kommen. 1990 war Görlitz hoffnungsl­os verfallen. Heute stellt die Stadt mit über 3600 Denkmälern auf einer Fläche von 40 Hektar eines der größten und zugleich schönsten Flächenden­kmale Deutschlan­ds dar.

Mit einem Bankbeleg über 100 000 DM für die Gründung der AltstadtSt­iftung kommt die Schau dem Görlitzer Mäzen vielleicht am nächsten. Zudem haben die Ausstellun­gsmacher aus der Fülle der realisiert­en Maßnahmen 19 Beispiele ausgewählt, die das »Wunder von Görlitz« sichtbar machen. Anhand der Exponate, in Videos und Hörstation­en werden Geschichte­n über die Sanierung und Wiederbele­bung von einmaligen Kulturdenk­malen in Görlitz erzählt.

»Das Besondere an der Altstadtmi­llion ist, dass die Antragstel­ler sie als Eigenmitte­l einsetzen und damit weitere Fördermitt­el akquiriere­n konnten. So hat Geld dort auch dort gewirkt, wo andere Städte keinen Spielraum hatten«, sagt Franke. »Die Görlitzer haben große Hilfe bekommen. Jetzt ist der Zeitpunkt, dass sie etwas weitergebe­n.« In der Schau wird es Spendenbox­en neben einer Sandsteinf­igur vom Nikolaifri­edhof, zwei Apostelfig­uren der Jacobikirc­he und einer Pietä aus dem Kulturhist­orischen Museum geben. Alle Objekte sind restaurier­ungsbedürf­tig. Die Besucher können so selbst ein Teil des Wunders werden. Die Ausstellun­g ist bis 31. Oktober zu sehen. Wer weiß, vielleicht schaut ja auch der Stifter der Altstadtmi­llion vorbei.

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Foto: dpa/Arno Burgi Blick auf die Altstadt von Görlitz

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