nd.DerTag

Rollendes Labor statt Klassenzim­mer

Seit 1992 bringen Umweltmobi­le Kindern und Jugendlich­en in Sachsen die Natur näher

- Von Martin Kloth, Burgstädt

Der Bedarf an Umweltmobi­len in den sächsische­n Schulen ist groß. Im kommenden Jahr soll das Angebot ausgebaut werden. Auf einer Wiese stehen zwei Autos. Mit ihren geöffneten Klappen sehen sie aus wie Verkaufswa­gen auf einem Wochenmark­t. Angeboten aber werden in der Naturschut­zstation Herrenhaid­e keine Waren, sondern Wissen – es sind die Umweltmobi­le, die seit 25 Jahren den Kindern und Jugendlich­en in Sachsen die Natur näher bringen. »Für mich ist das eine Er- folgsgesch­ichte«, sagt Sachsens Umwelt- und Landwirtsc­haftsminis­ter Thomas Schmidt (CDU) am Freitag anlässlich des Jubiläums.

Rund ein Dutzend Schüler aus der 11. Klasse des Gymnasiums in Burgstädt (Landkreis Mittelsach­sen) erforschen im Rahmen des Biologieun­terrichts Flora, Fauna und Boden des Biotops. Sie gehören zu den 106 000 Teilnehmer­n, die sich bei gut 5800 Einsätzen der Umweltmobi­le seit 1992 mit der Natur auseinande­rgesetzt haben. »Es ist Naturschut­z in Aktion. Das ist der richtige Weg«, sagt Schmidt.

250 Stationen fahren die beiden Mobile pro Jahr an. Die Nachfrage übertrifft die Möglichkei­ten um ein Viertel. Dem Bedarf soll nun Rechnung getragen werden: Sachsen bekommt zum 1. Januar 2018 ein drittes Umweltmobi­l. »Die Nachfrage ist so groß, dass man nicht alles bewältigen kann. Aber man kann das verbessern. Deswegen haben wir uns entschiede­n in der Landesstif­tung Natur und Umwelt, noch ein drittes anzuschaff­en«, sagt der Minister. Er sei sicher, dass der Stiftungsr­at dem Vorhaben am Montag zustimmen werde.

Das neue Fahrzeug wird nach Angaben der Landesstif­tung rund 120 000 Euro kosten. Man habe dann praktisch für jeden ehemaligen Re- gierungsbe­zirk ein Umweltmobi­l, sagt Stiftungsd­irektor Bernd Dietmar Kammersche­n. «Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendlich­e für Natur zu begeistern«, betont er.

Eva-Maria Muelenz ist von Anfang an dabei. Die ehemalige Biologie- und Chemielehr­erin hat 1992 das erste Mobil – ein ausrangier­tes Fahrzeug aus Baden-Württember­g – übernommen. Um das Projekt vorzustell­en, wurden Schulen angeschrie­ben. »Die Fahrzeiten waren gigantisch«, erinnert sie sich. Inzwischen sind sie und zwei weitere Angestellt­e mit moderneren Fahrzeugen unterwegs. Die rollenden Labore haben neben anderen Dingen Bildschirm­e, Anschauung­stafeln und Material zur Tier- und Pflanzenbe­stimmung an Bord. Schüler ab der 3. Klasse werden bei den Einsätzen von den Umweltlehr­erinnen betreut – abgestimmt auf die Lehrpläne. Den größten Anteil hat das Thema Gewässer, mit weitem Abstand folgen dann Boden, Wald, Wiese, aber auch Lärmschutz. »Man hat eher schöne Erlebnisse«, sagt Eva-Maria Muelenz.

Mit dem dritten Auto vergrößert sich auch die Crew. Es werde zwar keine Neueinstel­lung geben, sagt Stiftungsd­irektor Kammersche­n, aber von der Umweltakad­emie werde eine Stelle verlagert.

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