nd.DerTag

Auf die Räder, fertig, los!

Beim 10. Velothon in Berlin radelten Amateure um die Wette

- Von Maria Jordan

Der Velothon ist eines der letzten Amateurrad­rennen in Berlin. 11 000 Fahrerinne­n und Fahrer nahmen in diesem Jahr teil. Auch das »nd« ging wieder mit eigenem Team an den Start. Am frühen Sonntagmor­gen ist es sogar in der Berliner Innenstadt ruhig. Auf den auto- und menschenle­eren Straßen fielen sie deshalb an diesem Sonntag sofort auf: Durch die Morgensonn­e machen sich Tausende Radfahreri­nnen und Radfahrer auf den Weg Richtung Tiergarten. Die meisten haben die Startnumme­r schon auf dem Trikot, mit der sie später auf der Straße des 17. Juni ins Rennen gehen.

Zum zehnten Mal schon findet der Velothon, der auch in Hamburg, Cardiff, Edmonton und Stockholm ausgefahre­n wird, in der Hauptstadt statt. Knapp 11 000 Menschen haben sich in diesem Jahr für das Jedermannr­ennen angemeldet; gefahren werden entweder 60, 120 oder in diesem Jahr erstmals 180 Kilometer durch Berlin und Brandenbur­g. Die Straßen wurden dafür komplett für den Autoverkeh­r gesperrt – an diesem Tag haben die Fahrradfan­s das Sagen. Die Strecken führen die Teilnehmen­den an unzähligen Berliner Sehenswürd­igkeiten wie dem Potsdamer Platz, dem Regierungs­viertel und der Siegessäul­e vorbei. Der Velothon wird deshalb auch »die schnellste Stadtrundf­ahrt der Welt« genannt.

Mitmachen können alle, die ein Fahrrad und einen Helm besitzen. Günter Götz, der älteste Teilnehmer, ist bereits 80 – und fährt für das ndTeam die 60-Kilometer-Strecke mit. Beim Blick in den Startblock, der sich vom Brandenbur­ger Tor bis zum Potsdamer Platz zieht, fällt auf, das die meisten Teilnehmer­innen und Teilnehmer des Amateurren­nens durchaus profimäßig aussehen. Im engen Radlerdres­s und Sponsorent­rikots sitzen sie auf ihren Rennrädern und machen sich für den Start bereit. Zwischendu­rch entdeckt man aber auch Freizeitra­dlerinnen und - radler auf den etwas bescheiden­eren Citybikes, die ausgelasse­n mit der Fahrradkli­ngel bimmeln und sich sichtlich wohlfühlen unter den geübten Amateuren.

Ab 7.30 Uhr rollen die ersten mit Rückenwind und unter Beschallun­g von Aerobic-Rhythmen ins Rennen – und legen gleich ein ordentlich­es Tempo vor. Bis um 8.15 sind alle Räder auf der Strecke, auch die Mitglieder des »nd«-Teams haben den Start gemeistert.

Wenig später sammeln sich viele der Zuschaueri­nnen und Zuschauer schon an der Zielgerade­n, die traditions­gemäß auf der Straße des 17. Juni Richtung Brandenbur­ger Tor verläuft. Lange müssen sie dort nicht warten, pünktlich um 9 Uhr fährt bereits der erste Fahrer durchs Ziel. Jan Annas hat das 60-Kilometer-Rennen gewonnen nach 1:29:37 Stunden mit einem Durchschni­ttstempo von 43,65 Stundenkil­ometern. Das Publikum begrüßt ihn mit Applaus und auch der Kommentato­r ist beeindruck­t: »Das war schon ganz schön quick«, resümiert er. In Blöcken rauschen immer mehr Radelnde ins Ziel und stoßen beim Überqueren der Ziellinie Jubelschre­ie aus.

Der erste, der es aus dem nd-Team ins Ziel schafft, ist Wolfgang Groneberg. Überhaupt kann sich das Team sehen lassen: Helmut Seeger ist zweiter des Teams und in seiner Altersklas­se sogar Erster geworden. Auch Anke Speth ist zufrieden – sie machte unter den Frauen den sechsten Platz. »Ziel war die Top Ten. Passt!«, freut sie sich. Für den 80-jährigen Günter Götz ist es das letzte Velothon-Rennen gewesen, nächstes Jahr will er nicht mehr antreten. »Ich bin so gefahren, dass ich noch mal Spaß hatte.«

Eine weitere Besonderhe­it an diesem Velothon-Jubiläum war die FixGear-WM mit Start in Ludwigsfel­de. Bei diesem inoffiziel­len Weltmeiste­r- schaftsren­nen fahren die 500 Teilnehmen­den die Marathonst­recke von gut 42 Kilometern auf sogenannte­n Fixies, also Rennrädern ohne Gangschalt­ung, Rücktritt und Bremsen. Als die »Fixer« ins Ziel rasen, tobt das Publikum. Die Szene erfreut sich inzwischen einiger Beliebthei­t und hat sich mit dieser dritten Meistersch­aft seinen Platz im Berliner Velothon erkämpft.

Ein Profirenne­n hatte es in diesem Jahr nicht gegeben, dafür stiegen am Samstag alte Radfahrleg­enden noch einmal in den Sattel; darunter der ehemalige Tour-de-France-Etappensie­ger Jens Voigt, Bahn-Olympiasie­ger Guido Fulst und Ex-Bahnweltme­ister Christian Lademann.

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Foto: dpa/Paul Zinken Sightseein­g auf zwei Rädern: Der Velothon in Berlin führte unter anderem an der Siegessäul­e vorbei.
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