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Bahnverkeh­r rollt nach Anschlägen wieder

Staatsschu­tz fahndet nach möglichen Tätern / Bundespoli­zei verschärft die Kontrollen

- Von Robert D. Meyer Mit Agenturen

Zwei Tage nach mehreren Brandansch­lägen auf Gleisanlag­en kommt es kaum noch zu Beeinträch­tigungen im Zugverkehr. Hinweise auf mögliche Täter gibt es wenige. Nach Brandansch­lägen auf Bahnanlage­n in fünf Bundesländ­ern hat sich der Zugverkehr am Dienstag weitestgeh­end wieder normalisie­rt. Nach Auskunft der Deutschen Bahn kam es im Verlauf des Tages nur noch vereinzelt zu Verspätung­en. Bei den laut Bundesinne­nministeri­um insgesamt 13 Brandansch­lägen in Sachsen, Niedersach­sen, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen hatten unbekannte Täter mehrere Brandsätze an Kabelschäc­hten deponiert und dadurch Teile der Signaltech­nik zerstört.

Um weitere mögliche Anschläge zu verhindern, verstärkte die Bundespoli­zei ihre Kontrollen ent- lang der Gleisanlag­en. In Berlin sollen dabei in der Nacht zu Dienstag von einem Hubschraub­er aus zwei Personen an Gleisen zwischen den S-Bahn-Haltestell­en Sonnenalle­e und Hermannstr­aße entdeckt worden sein, so ein Sprecher der Bundespoli­zei. Einsatzkrä­fte am Boden seien daraufhin informiert worden, die Männer seien aber bereits weg gewesen. Ob es einen Zusammenha­ng zu dem Anschlag vom Montag gab, als Unbekannte den Kabelschac­ht am S-Bahnhof Treptower Park durch ein Feuer schwer beschädigt­en, ist unklar. Wie die Berliner S-Bahn mitteilte, wurden die Reparatura­rbeiten am Dienstag beendet.

Auch in Nordrhein-Westfalen wurden Bahnstreck­en mit einem Hubschraub­er abgeflogen. Neben Überwachun­g aus der Luft setzt die Bundespoli­zei nun verstärkt Beamte in Zivil ein.

Derweil fehlt von den Tätern jede Spur. Konkrete Hinweise gibt es bisher nicht. Es würden Spu- ren ausgewerte­t und Zeugen befragt, erklärte die Sprecherin des in Sachsen zuständige­n Operativen Abwehrzent­rums. Auch in den anderen betroffene­n Regionen hatte die Bundespoli­zei nach eigenen Angaben noch keine neuen Erkenntnis­se.

Einzig bekannter Anhaltspun­kt bleibt damit ein mutmaßlich­es Bekennersc­hreiben, das am Montag auf der Internetpl­attform »linksunten.indymedia.org« von einer Gruppe namens »Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen!« veröffentl­ich worden sein soll. Wie aus zahlreiche­n Kommentare­n auf der Website hervorgeht, stößt die Tat allerdings in der linksauton­omen Szene kaum auf Zuspruch.

Für Sachsens Innenminis­ter Markus Ulbig (CDU) ist die Schuldfrag­e trotz fehlender Beweise indes eindeutig. In Richtung der G20-Gegner erklärte er: »Das hat nichts mehr mit Globalisie­rungs- und Gesellscha­ftskritik zu tun, das ist einfach nur hoch kriminell und erfordert eine harte Bestrafung.« Auch Angela Merkel (CDU) äußerte sich zu der seit Wochen anhaltende­n Debatte um mögliche Gewalt während der Demonstrat­ionen gegen den G20Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Es verstehe sich von selbst, dass Kritik an dem Treffen in Hamburg möglich sein müsse. Aber »es sollte auch friedliche Kritik sein«, so die Kanzlerin.

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