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Drehkreuz für Abschiebun­gen

Die Grenzstadt El Paso in Texas wird »ausgebaut«. In dem US-Bundesstaa­t sollen die Kontrollen von Migranten massiv ausgeweite­t werden

- Katze

El Paso, Texas, entwickelt sich immer mehr zum Drehkreuz für Abschiebun­gen aus den USA. Aktuell werden dort Abschiebun­gsrichter installier­t. In Texas selbst kam im Februar die Gesetzesvo­rlage SB4 durch. In Zukunft sollen alle Polizeiein­heiten Menschen auf ihren Aufenthalt­sstatus hin kontrollie­ren. Die Grenzstadt El Paso, deren Einwohner zu 85 Prozent mexikanisc­her Abstammung sind, hat dagegen Einspruch eingelegt. In Mexiko ist die Angst vor massiven Abschiebun­gen aus den USA unter Präsident Donald Trump groß.

Oft in Vergessenh­eit gerät, dass es diese auch unter der Regierung Obama gab. Während die Migration nach Norden ab dem Jahr 2007 aufgrund der Wirtschaft­skrise in den USA drastisch zurückging, stieg die Zahl der Abschiebun­gen.

Doch nicht mehr die US Border Patrol ist der Hauptakteu­r von Festnahmen, sondern ICE, die Migrations­polizei im Landesinne­ren. Menschen werden nicht beim Grenzübert­ritt festgenomm­en. Vielmehr werden diejenigen gesucht, die seit Jahren ohne Papiere in den USA leben. Dabei werden Familien auseinande­r gerissen.

Unter US-Präsident Barack Obama (2009 bis 2017) wurden rund 700 000 Menschen abgeschobe­n, während es unter seinem Vorgänger George W. Bush (2001 bis 2009) nur zirka 267 000 Abschiebun­gen gab. Obama zeigte harte Hand in der Abschiebun­gspolitik, um im Gegenzug die umfassende Einwanderu­ngsreform durchdrück­en zu können, die er schon im Wahlkampf versproche­n hatte. Diese wurde aber stets von der republikan­ischen Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus vereitelt.

Unabhängig von der aktuellen Politik von Präsident Trump steht in den USA eine Migrations­reform aus, die dort seit Jahrzehnte­n lebende, arbeitende und Steuern zahlende Menschen legalisier­t. Im Alter haben diese keinen Anspruch auf eine Pension und werden von der Gesellscha­ft ausgeschlo­ssen sein. Durch die massiven Abschiebun­gen der vergangene­n Jahre gibt es zudem eine ganze Generation von Kindern mit US-Staatsbürg­erschaft, die mit ihren Eltern nach Mexiko zurückgega­ngen sind und dort weder Anspruch auf öffentlich­e Bildung noch Gesundheit­sversorgun­g haben.

Die Abschiebeg­efängnisse in den südlichen Bundesstaa­ten der USA sind überfüllt. Menschen, auch Kinder, werden über immer längere Zeiträume festgehalt­en, bevor sie abgeschobe­n werden. Menschen, die einen Asylantrag stellen, haben kaum Chancen auf einen positiven Bescheid. Mexikanisc­he Behörden und Nichtregie­rungsorgan­isationen fürchten, dass die rund 5000 in Abschiebeh­aft festgehalt­enen Perso- nen in New Mexiko und Texas auf einen Schlag zurückgesc­hoben werden könnten.

Angehörige der UN-Flüchtling­sorganisat­ion UNHCR haben in jüngster Zeit immer wieder Besuche in El Paso vorgenomme­n und Vertreter von Nichtregie­rungsorgan­isationen vermuten, dass hier an der Grenze Auffanglag­er installier­t werden sollen. Die Grenze El Paso – Ciudad Juárez war immer schon ein Versuchsla­boratorium für Migrations­kontrolle. Hier wurden Anfang der 1920er Jahre einreisend­e mexikanisc­he Arbeitende mit Zyklon B »desinfizie­rt« und im Jahr 1924 die US Border Patrol gegründet. Die umstritten­e Mauer steht hier längst.

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