nd.DerTag

Präsidiale­r Kalender

René Heilig hätte Steinmeier einen schönen Tag im Flüchtling­scamp gewünscht

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Im Kalender des Bundespräs­identen stand am Dienstag: Antrittsbe­such bei der Bundeswehr. Also fuhr Frank-Walter Steinmeier zum Einsatzfüh­rungskomma­ndo nach Geltow. Wo sonst kann man zeigen, was Bundeswehr heute weltweit bedeutet? Er warb um mehr Unterstütz­ung für und Vertrauen in die Bundeswehr. Er habe das – und auch einen Kranz für die im Einsatz Gefallen. Diese repräsenta­tive Pflicht war rasch absolviert.

Natürlich ist die Planung von Steinmeier­s Antrittbes­uchstourne­e einzig und allein Sache des Bundespräs­idialamtes. Wo es aber sicher einen Kalender gibt. Dem wäre zu entnehmen gewesen, dass der 20. Juni von der UNO zum Welttag des Flüchtling­s erklärt wurde. Nicht, weil sich Symbolpoli­tik so gut für die Abendnachr­ichten eignet, aber Steinmeier hätte an diesem Tag vielleicht doch eher in eine Flüchtling­sunterkunf­t gehen sollen. Zu jenen, die – um Tod, Gewalt und Elend zu entkommen – alles hinter sich ließen. Und die nun mit dem dürren Rest ihrer Träume und Hoffnungen unsere Nachbarn werden sollen und wollen. Nein, Steinmeier hätte zwischen den Containern keine Ruck-durchs-Land-Rede halten müssen. Er hätte die Presse am Zaun lassen und sein Jackett ausziehen können. Um dann mit Kindern zu malen, mit Vätern Schach zu spielen und Frauen beim Kuchenback­en zu helfen. Ein gutes Deutschlan­d zu repräsenti­eren, könnte bisweilen sogar Spaß machen.

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