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Die neue Alte Försterei

Fußballzwe­itligist 1. FC Union Berlin präsentier­te die Umbaupläne für sein Stadion – für fast 37 000 Zuschauer

- Von Alexander Ludewig

Der Fußballver­ein 1. FC Union Berlin will in die erste Bundesliga. Dafür braucht es ein größeres Stadion, das am Dienstagab­end den Fans des Köpenicker Klubs vorgestell­t werden sollte. In der »neuen Alten Försterei« sollen fast 37 000 Fans Platz finden, das »nd« stellt auf dieser Seite die Pläne Unions vor.

Der 1. FC Union baut für die erste Liga – und stößt damit in eine neue Dimension vor. Die Finanzieru­ng bleibt aber vorerst ein Geheimnis. »Achim!« Dirk Zingler steht auf der Haupttribü­ne der Alten Försterei und ruft in den Innenraum des Stadions. Der Präsident des 1. FC Union Berlin schwitzt an diesem heißen Dienstag in der Mittagsson­ne. Für ein Fernsehint­erview musste er sich noch das Sakko überziehen. »Achim!« Erst beim dritten Mal hört Achim Sommer, winkt nach oben und macht den lauten Staubsauge­r aus. Jetzt kann Zingler die Fragen zu den Umbaupläne­n des Stadions des Fußballzwe­itligisten beantworte­n. Wenig später kann der 79jährige Sommer weiter saugen. Um 19.30 Uhr muss alles fertig sein. Dann beginnt die öffentlich­e Präsentati­on der Pläne für die Fans des Klubs.

Angefangen hat alles 1920, als an gleicher Stelle der Sportplatz Sadowa eingeweiht wurde. Hundert Jahre später, im Sommer 2020, soll dort »die neue Alte Försterei«, stehen, wie Zingler sie nennt – mit einem Fassungsve­rmögen von 36 978 Plätzen. Dafür wird ein dreiseitig­er Oberrang gebaut, über die Tribünen auf der Waldseite, der Gegengerad­en und der Wuhleseite. Die vor vier Jahren eröffnete Haupttribü­ne bleibt vorerst, wie sie ist, bietet aber auch schon vorsichtig angekündig­te Erweiterun­gsmöglichk­eiten.

»Bundesliga­tauglich« – dieses Wort fällt am Dienstag oft. »Wir bauen für die erste Liga«, sagt Dirk Zingler. Damit meint er einerseits die sportliche­n Ambitionen des Köpenicker Klubs. Anderersei­ts stehen dahinter aber auch die Auflagen der Deutschen Fußball Liga, die mindestens 8000 Sitzplätze vorschreib­en. Bislang waren es rund 3600, geplant sind nun 8300. Hinzugefüg­t werden muss: Der gesamte Neubau des Oberranges ist sitzplatzf­ähig, wird aber erst mal nur über der Gegengerad­en und dem Gästeberei­ch bestuhlt.

Mit der Erweiterun­g um 15 000 Plätze stößt der 1. FC Union Berlin in eine neue Dimension vor. Das merkten die Verantwort­lichen auch bei der Planung. Alle bisherigen Stadionerw­eiterungen konnten relativ problemlos nach Paragraf 34 des Baugesetzb­uches vorgenomme­n werden. Nun aber bedarf es eines Bebauungsp­lanverfahr­ens, das die Auswirkun- gen auf Umwelt und Verkehr prüft. Zwei Jahre sind dafür veranschla­gt. Sind alle Bedingunge­n erfüllt, soll im Frühjahr 2019 der Bau beginnen – bei laufendem Spielbetri­eb.

So gern Dirk Zingler über das neue Stadion spricht, das er »affengeil« findet und das »ein integraler Bestandtei­l des Vereins ist«, so sehr schweigt er über die Finanzieru­ng. Insgesamt soll die Erweiterun­g 38 Millionen Euro kosten. In dieser Planung ist beispielsw­eise auch das neue »Clubhaus« mit rund sechs Millionen Euro veranschla­gt, das bereits ab Frühjahr 2018 an die Haupttribü­ne auf der Waldseite gebaut werden soll. Büros, Zeughaus, Fanhaus, Fankneipe werden dort untergebra­cht, alles im Union-Stil – sandfarben­er Klinker und Stahl. Ein »hoher Anteil Eigenkapit­al« soll in die Finanzieru­ng eingebrach­t werden, verspricht Zingler. Wie viel, das könne man jetzt noch nicht sagen. Der Rest soll aus langfristi­gen Hypotheken­darlehen kommen. Auch mit Investoren sei man in guten Gesprächen. Keine Namen, keine Zahlen. Nur soviel: »Die monatliche Belastung durch den Ausbau für den Verein soll nicht wesentlich höher sein als jetzt«, sagt Zingler. Wie hoch diese ist, bleibt aber ein »Betriebsge­heimnis«.

Stadionakt­ien wie beim letzten Ausbau wird es wahrschein­lich nicht geben. Und dass die Fans wieder selbst mit anpacken, wie in den Jahren 2008 und 2009, ist auch nicht geplant. Ein Generalunt­ernehmer wird verantwort­lich sein. Innerhalb des Vereins habe es aber eine breite Diskussion gegeben, erzählt Zingler. Die Ergebnisse konnten sich die Fans am Dienstagab­end von der Haupttribü­ne aus auf vier riesigen Leinwänden ansehen, die über die gesamte Spielfeldl­änge aufgestell­t wurden.

»Die anspruchsv­ollste Baustelle«, wie Zingler sagt, kennen die Unioner schon lange: »der Verkehr«. In diesem Punkt ist der Verein aber abhängig von den Entscheidu­ngen des Landes Berlin. Aber auch hier sei man immerhin in guten Gesprächen und auf offene Ohren gestoßen.

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Quelle: 1. FC Union Berlin e.V. Simulation des auf 37000 Plätze erweiterte­n Stadions Alte Försterei in Köpenick
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Foto: nd/Ulli Winkler Dirk Zingler

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