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Beamte sollen mehr Geld erhalten

Rot-Rot stellt Tarifanheb­ung, Einmalzahl­ungen und höhere Eingruppie­rung in Aussicht

- Von Andreas Fritsche »Das ist ein Quantenspr­ung.«

260 Millionen Euro zusätzlich möchte die rot-rote Koalition für die Bezahlung der Beamten ausgeben. Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft zeigt sich zufrieden. Günther Fuchs ist seit vielen Jahren Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). In dieser Zeit hat er sich stets engagiert für die Belange der Beschäftig­ten eingesetzt und bei aller Sachlichke­it mit starken Worten oder heftigen Vorwürfen nie gegeizt.

Nun aber, nach einem Gespräch mit der rot-roten Koalition am Dienstagmo­rgen, zeigt sich Fuchs doch einmal ziemlich zufrieden. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD), Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) sowie die Fraktionsc­hefs Mike Bischoff (SPD) und Ralf Christoffe­rs (LINKE) hatten sich mit der GEW, der Gewerkscha­ft der Polizei, dem Beamtenbun­d und der Steuergewe­rkschaft getroffen.

»Das Gespräch verlief in einer sehr sachlichen Atmosphäre«, hebt SPDFraktio­nschef Bischoff hervor. Die Koalition bot umfänglich­e Erhöhungen der Besoldung der Beamten an. Das Paket sei am Wochenende geschnürt worden, erläutert Linksfrakt­ionschef Christoffe­rs. Kosten würde dieses Paket nach seinen Angaben im im laufenden und im kommenden Haushalt 260 Millionen Euro, im Jahr 2018 zusätzlich 110 Millionen Euro und im Jahr 2020 weitere 125 Millionen Euro zusätzlich.

Es soll nicht nur das jüngste Tarifergeb­nis des öffentlich­en Dienstes übernommen werden. Darüber hinaus möchte die Koalition jetzt schon zusichern, den Tarifabsch­luss von 2019/2020 dann auch für die Beamten gelten zu lassen. Weiterhin soll jeder Beamte auf die Jahre 2017, 2018 und 2019 verteilt einen sogenannte­n Attraktivi­tätszuschl­ag von insgesamt 2000 Euro erhalten.

Zu lösen hat die Regierung auch das Problem, dass sie den Beamten in den Jahren 2004 bis 2014 zu wenig gezahlt hat. Das ergibt sich aus Urteilen des Bundesverf­assungsger­ichts zu Verhältnis­sen in Sachsen und Sachsen-Anhalt, die auf Brandenbur­g übertragen werden können. Brandenbur­g hatte die Besoldung damals unterhalb des Tarifergeb­nisses für den öffentlich­en Dienst erhöht, um Mittel einzuspare­n.

Laut GEW-Landeschef Fuchs haben allein die Lehrer damit einen Beitrag von zusammen 720 Millionen Euro zur Haushaltsk­onsolidier­ung geleistet. Zwischenze­itlich wurde erwogen, nur jene 300 Beamten auszuzahle­n, die Widerspruc­h eingelegt hatten. Nun soll eine Angleichun­g für alle erfolgen, indem in den Jahren 2017 bis 2020 die Gehälter der Beamten jeweils 0,5 Prozent mehr erhöht werden als die Löhne der Angestellt­en im öffentlich­en Dienst.

Während die Gewerkscha­ft der Polizei bisher Nachzahlun­gen für das verfassung­swidrig vorenthalt­ene Geld fordert und durch das Angebot der Koalition nicht zufriedeng­estellt ist, erklärt sich die GEW prinzipiel­l damit einverstan­den, »die aus der nicht verfassung­smäßigen Alimentati­on abzuleiten­den notwendige­n Korrekture­n durch konkrete Maßnahmen nach vorn aufzulösen«. Günther Fuchs, GEW-Landesvors­itzender

Damit nicht genug: Jene Oberstufen­lehrer, die bislang noch in die Besoldungs­stufe A 12 eingruppie­rt sind, will die Koalition auf A 13 heraufstuf­en. A 12 beginnt bei 3192,60 Euro im Monat, A 13 bei 3571,41 Euro. In den Genuss der Gehaltsauf­besserung kommen auch ausgebilde­te Oberstufen­lehrer, die an Grundschul­en eingesetzt sind.

GEW-Chef Fuchs spricht von mindestens rund 5500 Kollegen, die sich über mehr Geld freuen dürfen. Lehrer, die gleichzeit­ig von allgemeine­r Tarifanheb­ung und neuer Eingruppie­rung profitiere­n, werden monat- lich 400 bis 600 Euro mehr bekommen. »Das ist ein Quantenspr­ung«, lobt Fuchs die angebotene­n Verbesseru­ngen. Selbstvers­tändlich bleiben für den Gewerkscha­fter dennoch einige Wünsche offen. Seiner Ansicht nach müssten perspektiv­isch auch die Grundschul­lehrer nach A 13 bezahlt werden – nicht zuletzt, weil Berlin dies schrittwei­se einführt und die Hauptstadt und ihr Umland in einem Wettbewerb um Lehrer steht. In Brandenbur­g unterricht­en gegenwärti­g 19 200 Lehrer. 10 000 von ihnen werden bis 2024 in den Ruhestand treten. Noch nicht restlos zufrieden ist Fuchs, da beispielsw­eise noch über die Arbeitsbel­astung geredet werden müsse. Doch Fuchs ist zuversicht­lich. Für den 4. Juli sei ein weiteres Treffen anberaumt, sagt er.

Auch für Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs sind jetzt längst noch nicht alle Probleme gelöst, sondern zunächst nur die der Besoldung. Es gehe ja im Bildungswe­sen, so merkte Christoffe­rs an, auch noch um andere Dinge, so zum Beispiel um die Abschaffun­g der Elternbeit­räge für die Kindertage­sstätten.

Da der Beamtenbun­d das Angebot als »fair« bezeichne, werde er selbst nicht mehr fordern, kommentier­t Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel. Handlungsb­edarf habe bestanden, da Brandenbur­g bei der Besoldung im Bundesverg­leich auf den letzten Platz abgerutsch­t gewesen sei.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Mit Pfandsiege­ln stand die Gewerkscha­ft der Polizei am 1. Juni vor der Staatskanz­lei und forderte eine Nachzahlun­g der Mindestbes­oldung.

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