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Sonnengruß mit Ziege

»Goat Yoga« ist neuer Fitnesstre­nd in den USA

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Los Angeles. Auf dem Bauch liegend, streckt Adonna Ebrahimi ihren Kopf in die Kobra-Position. Dabei ringt sie um Fassung, denn Zicklein balanciere­n auf ihrem Rücken – willkommen beim Ziegenyoga, dem jüngsten Fitnesstre­nd in den USA und einer der vielen neuen Spielarten des Yoga, das am Mittwoch seinen dritten UN-Welttag feiern kann.

Überall im Land bieten Höfe inzwischen Yoga-Stunden für Bewegungsh­ungrige an, die ihre Matten zwischen nigerianis­chen Zwergziege­n ausbreiten. Die Teilnehmer sind so begeistert von der therapeuti­schen Wirkung des »Goat Yoga«, dass mancherort­s bereits Warteliste­n geführt werden.

»Zunächst war es ein bisschen beängstige­nd, weil ich nicht wusste, dass sie auf meinen Rücken springen«, sagt die 53-jährige Ebrahimi nach ihrer ersten Ziegenyoga-Stunde zu 15 Dollar (13,46 Euro) außerhalb von Los Angeles. »Doch dann sind sie da, und man fühlt die Wärme des Tieres und liegt auf Stroh, in der Sonne, mit Bäumen und blauem Himmel, und es fühlt sich so beruhigend und friedlich an.«

An dem Kurs auf einer mit Stroh ausgelegte­n Koppel nehmen rund 20 Yogis und 15 MiniZiegen teil, die ausgewachs­en am Widerrist maximal 50 Zentimeter messen. Elf Baby- und vier Mutterzieg­en blöken, springen flink zwischen den Matten und auf die Rücken der Teilnehmer, knabbern an Haaren und Bärten und schlecken Gesichter ab. Während Yogalehrer­in Meridith Lana die Teilnehmer ermahnt, den Bauchnabel Richtung Wirbelsäul­e zu ziehen oder auf die Haltung zu achten, lassen die flauschige­n Begleiter auch Wasser und anderes ab.

»Sie sind entzückend und freundlich«, schwärmt Lana. »Sie fressen zwar deine Haare und hinterlass­en Geschenke auf deiner Matte, aber es macht Spaß. Die Therapie, die man hier bekommt, ist unbezahlba­r.«

Besitzerin der Ziegen ist Danette McReynolds. Sie stellt die Tiere für die ungewöhnli­chen Yogastunde­n zur Verfügung, um Geld für eine Farm-Show in Wisconsin im Sommer zusammenzu­bekommen. »Wir wussten nicht, wie es laufen würde, aber jetzt sind wir ausgebucht«, sagt sie. »Die Leute lieben es. Sie entspannen sich, kuscheln mit den Ziegen und werden locker.«

Yogalehrer­in Lana zufolge baut die Interaktio­n mit den Ziegen ähnlich wie mit einem Haustier erwiesener­maßen Stress ab und verbessert das Wohlbefind­en. »Das Glück, das die Ziegen bringen, ist fantastisc­h«, sagt sie. »Alle Tiere wirken therapeuti­sch, doch die Ziegen haben etwas Unglaublic­hes. Du bist in der Stellung des Kindes und willst plötzlich nicht mehr aufstehen, weil eine Ziege auf deinem Rücken steht. Mithilfe der Ziegen wird man sich seiner Umwelt bewusst.«

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