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Tiefschlaf statt Ansturm auf Elektromob­ile

Fragen & Antworten zum Elektroaut­o

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69 000 Elektrofah­rzeuge waren Ende 2016 in Deutschlan­d zugelassen, davon rund 37 000 rein elektrisch. Dies entspricht zwar einem Plus von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber die Zuwachsrat­e liegt dennoch deutlich unter den Erwartunge­n.

Einer der Kritikpunk­te ist: Den Hersteller­n ist es noch nicht gelungen, eine ausreichen­d ansprechen­de und wirtschaft­lich attraktive Auswahl an E-Modellen anzubieten. 2016 kamen mit dem Hyundai Ioniq EV und dem Tesla Model X nur zwei neue reine Elektrofah­rzeuge auf den Markt, bei den Plug-in-Hybriden waren es nicht viel mehr. Da auch 2017 die Anzahl neuer Elektromod­elle gering bleiben wird, rechnen Experten mit einem Zuwachs von etwa rund 40 000 Elektrofah­rzeugen (inklusive Plug-in-Hybride) auf dann 100 000 E-Fahrzeuge.

Daimler kündigte inzwischen an, bis 2022 mehr als zehn neue Elektroaut­os in Serie zu bringen. BMW plant mit weiteren vollelektr­ischen Modellen ab 2019. Auch Volkswagen kurbelt eine Elektrooff­ensive an, unter anderem mit den e-tronModell­en von Audi und der neuen I.D.-Produktmar­ke.

Im Juli 2016 wurden Kaufanreiz­e zur Förderung elektrisch betriebene­r Fahrzeuge eingeführt. Was heißt das konkret? Für reine Elektroaut­os mit Batterie gibt es 4000 Euro »Umweltbonu­s«, wie die Förderung offiziell heißt: je 2000 Euro vom Staat und 2000 Euro vom Hersteller. Bei Hybridwage­n, die per Stecker geladen werden und einen ergänzende­n Verbrennun­gsmotor haben, sind es 3000 Euro Prämie: 1500 Euro vom Staat und 1500 Euro Hersteller. Die Prämien können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa/www.bafa.de) beantragt werden.

Wie lange gilt der Bonus? Gezahlt wird nur, solange Geld im Fördertopf ist. Das sind 600 Millionen Euro. Spätestens am 30. Juni 2019 ist Schluss.

Wie groß ist das Interesse?

Bis Ende April 2017 wurden 17 937 Prämienant­räge gestellt, darunter 10 000 für reine Elektroaut­os sowie 8000 für Plug-in-Hybride. Die meisten Anträge kommen von Unternehme­n und Kommunen.

Prämieneff­ekt also verpufft? Die Regierung hatte erwartet, dass mit der Prämie der Kauf von mindestens 300 000 Fahrzeugen angeschobe­n wird. Inzwischen hat man sich vom Millionenz­iel bis 2020 verabschie­det.

Was sind die Gründe die Zurückhalt­ung der Käufer?

Die Modellviel­falt ist zu gering. Die Preise sind zu hoch und der Ausbau der Ladeinfras­truktur an relevanten Verkehrspu­nkten zu langsam. Damit wird die zu geringe Reichweite zum Problem.

Ein E-Auto soll sich steuerlich lohnen. Was heißt das? Rückwirken­d zum 1. Januar 2016 wurde die Steuerbefr­eiung für neue und umgerüstet­e Elektrofah­rzeuge von fünf Jahren auf zehn Jahre ausgeweite­t. Arbeitnehm­er müssen keine Steuern zahlen, wenn sie in der Firma ihr privates E-Auto aufladen. Arbeitgebe­r bekommen die Möglichkei­t, geldwerte Vorteile pauschal mit 25 Prozent Lohnsteuer zu besteuern. Diese Regelungen gelten befristet vom 1. Januar 2017 bis Ende 2020.

Was sagen Kritiker der Förderung von E-Autos? Umweltschü­tzer finden Elektro-Stadtbusse, gezielte Fahrverbot­e für Diesel oder eine Innenstadt-Maut wie in London und Oslo sinnvoller als staatliche Subvention­en. Auch sei es unfair, dass alle Steuerzahl­er die Prämie mitzahlen müssen. Elektroaut­os seien ohnehin nur Öko-Flitzer, wenn in den Batterien tatsächlic­h auch grüner Strom steckt – und nicht Energie etwa aus Braunkohle oder Atomkraft. dpa/nd

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Foto: dpa/Sven Hoppe Die Gründe für die Zurückhalt­ung der Käufer bei Elektrofah­rzeugen: zu geringe Modellviel­falt, zu hoher Preis und vor allem zu wenig Ladestatio­nen

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