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Adieu, Incirlik!

Die Große Koalition dringt auf eine zügige Verlegung der Bundeswehr vom türkischen Stützpunkt Incirlik nach Jordanien

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Es ist ein Signal: Weil Bundestags­abgeordnet­en mehrfach der Besuch bei der Truppe in Incirlik verwehrt wurde, soll die Bundeswehr ihre Anti-IS-Einsätze künftig von Jordanien aus starten.

Berlin. Union und SPD dringen auf eine rasche Verlegung der Bundeswehr vom türkischen Incirlik nach Jordanien. »Der Deutsche Bundestag erwartet, dass die Verlegung zügig umgesetzt wird und dabei negative Auswirkung­en auf die Anti-IS-Koalition vermieden werden«, hieß es in einem Antrag der Koalition, der am Mittwoch im Bundestag beschlosse­n werden sollte.

Wegen eines Streits mit der türkischen Regierung um Besuchsrec­hte deutscher Abgeordnet­er bei Bundeswehr­soldaten auf dem Stützpunkt Incirlik hatte die Bundesregi­erung Anfang Juni die Verlegung des Bundeswehr-Kontingent­s auf den jordanisch­en Stützpunkt Muwaffak Salti bei Al-Asrak beschlosse­n. Dabei geht es um Tornado-Aufklärung­sflugzeuge sowie ein Tankflugze­ug für den internatio­nalen Kampf gegen den Islamische­n Staat (IS).

»Der Besuch unserer Soldatinne­n und Soldaten im Auslandsei­nsatz durch Abgeordnet­e des Deutschen Bundestage­s ist und bleibt für die Begleitung eines solchen Mandats un- erlässlich«, hieß es dazu in dem Koalitions­antrag. Ein neues Mandat für den Einsatz ist für die Verlegung nicht erforderli­ch, da im geltenden Mandat kein konkreter Stationier­ungsort genannt wird.

Der SPD-Verteidigu­ngsexperte Rainer Arnold begrüßte jedoch am Morgen im Deutschlan­dfunk, dass es nun trotzdem im Bundestag eine Debatte gebe. Mit Blick auf die aktuellen Spannungen zwischen Russland und den USA wegen des Abschusses eines syrischen Kampfflugz­eugs durch US-Truppen räumte Arnold ein, dass damit die Gefahr einer möglicherw­eise versehentl­ichen Konfrontat­ion »deutlich gestiegen« sei.

»Das macht uns Sorgen« und im Verteidigu­ngsausschu­ss werde daher die Regierung nach einer neuen Risikobewe­rtung gefragt werden, sagte Arnold weiter. Derzeit würden die deutschen Tornados allerdings vorwiegend nicht im syrischen, sondern im irakischen Luftraum eingesetzt. Mit Flügen über Syrien im Gebiet westlich des Euphrat würde er allerdings derzeit »extrem vorsichtig« sein. Dort will Russland keine westlichen Flugzeuge tolerieren.

LINKEN-Parteichef­in Katja Kipping bezeichnet­e die Verlegung der Soldaten nach Jordanien als »höchst problemati­sch«. Zur Begründung sagte sie der Nachrichte­nagentur AFP: »Damit werden die Truppen in ein Land außerhalb des NATO-Gebietes gebracht, das keinerlei starke Bündnisanb­indung hat und mit den jüngsten Geschehnis­sen in Katar in unmittelba­rer Nähe eines neuen Krisenherd­es liegt.«

Ein deutsches Tankflugze­ug soll in der zweiten Juli-Woche von Jordanien aus wieder im Einsatz sein, erläuterte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) in der »Bild am Sonntag«. Die Aufklärung­sflugzeuge würden demnach ab Oktober wieder zur Verfügung stehen. Hier sei der Umzug komplizier­ter, weil auch die Auswertete­chnik für die Luftbilder verlegt werden müsse.

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