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Schwierige Trump-Opposition

Strategie gegen Trump: Demokraten verfehlen Wahlsieg in Republikan­er-Hochburg

- Von Moritz Wichmann

Die Demokraten haben trotz Zugewinnen erneut einen ersten Wahlsieg gegen die Republikan­er verpasst.

Die Erwartunge­n und Hoffnungen der Demokraten waren hoch. Sie wurden am Dienstagab­end in der teuersten Kongresswa­hl der US-Geschichte im Bundesstaa­t Georgia erneut enttäuscht. Dabei ist das Ergebnis statistisc­h gesehen kein schlechtes, auch wenn es nicht den psychologi­sch wichtigen ersten Sieg gegen Trump liefert.

48 Prozent der Stimmen gewann der Demokrat Jon Ossoff in einer Nachwahl im 6. Kongressdi­strikt in Georgia. Die Republikan­erin Karen Handel gewann die Stichwahl mit 51 Prozent. Die Wahl war nötig geworden, weil der Kongressab­geordnete Tom Price zum Gesundheit­sminister ernannt worden war.

Die mediale Aufmerksam­keit hatte Ossoff einen Regen aus über 40 000 Kleinspend­en aus dem ganzen Land beschert. Für die wütende demokratis­che Basis bot die Kandidatur Ossoffs die erste Erfolg verspreche­nde Möglichkei­t, einen Wahlerfolg gegen Trump zu erringen, denn der hatte den Distrikt im November nur knapp mit 1,5 Prozent Vorsprung gewonnen. Es wäre der perfekte Triumph geworden: Ein erst 30-jähriger Demokrat erringt den ehemaligen Sitz des langjährig­en Vorsitzend­en der Republikan­er und Vater des modernen Konservati­smus, Newt Gingrich.

In der Vorwahl im April gewann Ossoff dann gegen ein gespaltene­s Feld aus elf republikan­ischen Kandidaten mit 48 Prozent die meisten Stimmen. Die Antwort republikan­ischer Strategen war massiv. In den folgenden Wochen wurde Ossoff mit negativen Anzeigen überzogen. Weil auch die Demokraten nachzogen, wurde die Wahl in den letzten Wochen zur teuersten Kongresswa­hl der US-Geschichte: Rund 60 Millionen Dollar investiert­en die Lobbyisten der Super Pacs und Spender aus dem ganzen Land. in beide Kandidaten.

Die Anhänger der Republikan­er wählten Handel trotz der möglichen Abneigung gegen Trump. Bisher führen die historisch niedrigen Beliebthei­tswerte des Präsidente­n offenbar nicht dazu, dass diejenigen Konservati­ven und Wechselwäh­ler, die ihn im November nur mit zusammenge­kniffener Nase gewählt haben, auf breiter Front zu den Demokraten überlaufen. Ossoff hatte genau diese Gruppe umworben. »Aufräumen in Washington« und die Kürzung »unnötiger Ausgaben« stand im Zentrum seiner Wahlkampag­ne in einem eher weißen und gebildeten Distrikt. Die »zentristis­che« Strategie des Clinton-Lagers zielt genau auf diese Gruppe, während das Sanders-Lager vor allem Arbeiter umwirbt. Die Strategied­ebatte bei den Demokraten wird nun erneut und heftig geführt werden.

In einer weiteren Wahl in South Carolina verlor der Demokrat Archie Parnell mit 47 zu 51 Prozent der Stimmen. Zuvor waren die Kandidaten der Demokraten in Nachwahlen in weiteren Republikan­er-Hochburgen in Kansas und Montana gescheiter­t. Ein Wahlsieg gegen die Republikan­er wäre für die Demokraten psychologi­sch wichtig. Doch die Demokraten haben in fast allen Republikan­er-Hochburgen im Vergleich zu vorherigen Wahlen zumindest deutlich hinzugewon­nen. Viele andere Wahlbezirk­en, in denen bei den Kongresswa­hlen im November 2018 gewählt wird, sind weniger konservati­v. Hier könnten solche Zugewinne nächstes Jahr durchaus zu neuen Mandaten und einer möglichen Kongressme­hrheit der Demokraten führen.

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Foto: AFP/Jessica McGowan Karen Handel – die Siegerin in Georgia

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