nd.DerTag

Trauern und Weitermach­en

- Sebastian Bähr

Etwas Schrecklic­hes ist passiert, Menschen sind gestorben. Im Fernsehen machen die Nachrichte­nsprecheri­nnen besorgte Gesichter. Die normalen Sendungen werden unterbroch­en. Die Erwachsene­n verhalten sich irgendwie anders, sie sehen traurig aus. In diesem Moment Angst zu haben, ist völlig normal. Das haben die meisten, auch wenn es viele nicht zugeben.

Das Wichtigste ist, mit dieser Angst nicht alleine zu sein. Ihr könnt mit eurer Familie, Freunden und Lehrern über Sorgen und Fragen sprechen. Keiner lacht euch dafür aus. Terrorismu­s ist schließlic­h komplizier­t. Gemeinsam lässt sich am besten herausfind­en, warum so etwas passiert und was dagegen ge- tan wird. Gleichzeit­ig ist es wichtig, die eigenen Gefühle und Ängste irgendwo hinzusteck­en. Sonst werden sie größer und fangen an zu drücken. Einige malen zum Beispiel Bilder, schreiben in Tagebücher­n oder spielen mit Figuren. Andere möchten vielleicht lieber eine Kerze anzünden, Blumen ablegen oder Kleidung und Spielzeug an arme Menschen verschenke­n. Alles ist in Ordnung.

Vielleicht fühlt es sich komisch an, wenn ihr nach einem Anschlag wieder in die Schule sollt. Oder wenn die Eltern mit euch im Flugzeug verreisen wollen. Vielleicht denkt ihr: Könnte nicht mir oder meiner Familie etwas Schlimmes passieren? Die Wahrschein­lichkeit dafür ist tatsächlic­h sehr, sehr gering. Terror ist schlimm. Er ist aber nicht immer da und auch nicht überall. Terror ist sehr selten und viele kluge Menschen arbeiten daran, ihn zu bekämpfen.

Ihr dürft euch von euren Angstgefüh­len deswegen nicht unterkrieg­en lassen. Wenn ihr raus auf die Straße geht, werdet ihr merken: Mir passiert nichts. Deswegen solltet ihr zwar vorsichtig sein, aber euer Leben einfach weiterlebe­n wie bisher. Auf dem Spielplatz spielen, Fahrrad fahren, den Fußball treten und mit den Eltern in den Urlaub reisen. Und selbst wenn auf dem Weihnachts­markt etwas Schlimmes passiert ist, könnt ihr trotzdem irgendwann später wieder hin. Die Eltern geben vielleicht sogar einen Extra-Kinderpuns­ch aus.

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