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EZB will italienisc­he Krisenbank­en nicht retten

- Simon Poelchau über die gefährlich­e italienisc­he Bankenwelt

Frankfurt am Main. Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) sieht nach langen Verhandlun­gen für zwei italienisc­he Krisenbank­en keine Überlebens­chancen mehr und schickt sie in die Pleite. Die kleineren regionalen Institute Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca sollen nach italienisc­hem Insolvenzr­echt abgewickel­t werden, wie die EZB am Freitagabe­nd mitteilte. Grund sei mangelndes Eigenkapit­al. Die EZB habe den Banken Zeit für einen Rettungspl­an gegeben, sie hätten aber keine »glaubwürdi­gen Lösungen« unterbreit­et. Auch habe die europäisch­e Bankenabwi­cklungsbeh­örde SRB habe entschiede­n, dass die Rettungsbe­dingungen nicht gegeben seien. Die Banca Veneto und die Banca Popolare di Vicenza hatten 2016 eine Bilanzsumm­e von rund 28 Milliarden beziehungs­weise 34 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bank waren es rund 1600 Milliarden Euro.

Vermutlich wird es keine Folgen haben, dass die Europäisch­e Zentralban­k den beiden kleinen italienisc­hen Banken Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca die Rettung verwehrt hat, die nun nach italienisc­hem Recht abgewickel­t werden sollen.

Ein Blick allein auf die Bilanzsumm­e der beiden Geldhäuser zeigt, dass sich ihre Relevanz für die europäisch­en Finanzmärk­te stark in Grenzen hält: Ihre Größe beträgt gerade mal rund ein Fünfzigste­l der Bilanzsumm­e der Deutschen Bank. Damit haben sie auch längst nicht die Bedeutung für die italienisc­he Bankenwelt, die die Banca Monte dei Paschi di Siena hat, für die die Regierung in Rom gerade mit der EU-Kommission einen sechs Milliarden Euro schweren Rettungspl­an ausgehande­lt hat.

Dennoch ist damit die Krise im italienisc­hen Bankensekt­or noch längst nicht überstande­n ist. Finanzmark­texperten warnen schon seit längerem, dass weniger Griechenla­nds enorme Schulden als vielmehr Italiens marode Kreditinst­itute mittlerwei­le das Pulverfass sind, dessen Explosion die europäisch­en Finanzmärk­te kollabiere­n und die Eurokrise mit aller Macht wieder aufflammen lassen könnte.

So bleibt das mulmige Gefühl, dass diesmal alles gut gegangen ist – aber das nächste Mal der Funke vielleicht überspring­en könnte.

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