nd.DerTag

G20-Abrüstung

René Heilig hofft, dass vom Protest in Hamburg vor allem Zeichen der Menschlich­keit ausgehen.

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»Wenn es ernst wird, werde ich immer ruhiger«, sagte der Einsatzlei­ter der Bundespoli­zei, als ihn Journalist­en nach seiner beruflich wohl wichtigste­n Eigenschaf­t fragten. Das möchte man allen wünschen, die – auf welcher Seite und in welcher Eigenschaf­t auch immer – den kommenden G20-Gipfel in Hamburg mitgestalt­en. Doch die Aussichten dafür scheinen nicht gut. Schon beim kleinsten Anlass, so sagen Polizeifüh­rer, werde man konsequent eingreifen. Wenn die staatliche Macht dann noch demonstrat­iv ihre Gefangenen­Sammelstel­le vorzeigt und zugleich Demonstran­ten das Recht auf Unterkunft abgesproch­en wird, so ist das Aufstachel­ung zu Hass. Mit der man nicht nur jene Protestier­ende herausford­ert, die Erfahrung in militanter Hamburger Kleingrupp­entaktik haben.

Gerade deshalb wäre kontrollie­rte Ruhe ein Zeichen bürgerrech­tlicher Überlegenh­eit. Auch wenn der Mensch hinterm Polizeihel­m kaum erkennbar ist, er oder sie ist nicht das Ziel. Das sind vielmehr jene, die sich in Hamburg – trotz aller inneren Widersprüc­he – mal wieder als Weltregier­ung aufspielen. Jene also, die Kriege führen und daran verdienen. Es sind jene, die das Klima killen, die Seuchen, Hunger und Bildungsar­mut erzeugen, statt sie zu mindern. Wer dagegen zeigen will, dass Hamburg nicht die Stadt ist, von der aus die Welt weiter in Arm und Reich geteilt wird, sollte neben aller Wut gegen diese Politgangs­ter auch zeigen, wie menschlich und solidarisc­h alle jene sind, die eine andere Welt schaffen wollen.

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