nd.DerTag

Zwei Berichte, ein Problem

Geheimdien­ste kamen aus NSA- und NSU-Aufklärung seltsam gestärkt heraus

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Rot steht für Sitzungswo­che im Kalender des 18. Deutschen Bundestage­s und der hat genau noch einen solchen Balken. Zwischen dem 26. und dem 30. Juni ist die letzte Chance, noch etwas auf den Weg zu bringen. Dann beginnt die Sommerpaus­e. Die Wahl eines neuen Parlaments schließt sich an.

Allzu viel ist bis zur letzten Minute liegengebl­ieben. Entspreche­nd eng ist auch der Zeittakt der Plenarsitz­ungen. Und so gehen zwei Themen fast unter: Mittwoch ,16.20 Uhr, Bericht des NSAUntersu­chungsauss­chusses. Donnerstag ,14.00 Uhr, Bericht des NSU- Untersuchu­ngsausschu­sses.

Jeweils eine Stunde ist eingeplant, damit die Fraktionen die beiden vorliegend­en, viele hundert Seiten dicken Berichte vorstellen und bewerten können. Insbesonde­re die Opposition aus Linksfrakt­ion und Grünen haben in vielen Fragen eine abweichend­e Sicht auf die Gesamt beurteilun­gen. Insbesonde­re ein Kernproble­m ist auszumache­n. Es heißt Geheimdien­ste.

Bundes nachrichte­ndienst, Verfassung­sschutz und auch der kleinere Militärisc­he Abschirmdi­enst haben jede Menge Dreck am Stecken. Sie missachten in zahllosen Fällen nicht nur den Geist der Verfassung, sie brachen Gesetze. Ergo: Sie erfüllten ihren Job. Nach bestem Wissen und ohne Gewissen. Und sie sorgten nicht zuletzt vor den Untersuchu­ngsausschü­ssen des Parlaments dafür, dass sie auch künftig nicht übermäßig kontrollie­rt werden können.

Dabei waren sie sich der Unterstütz­ung durch die schwarz-rote Regierung sicher. Die verhindert­e in Sachen NSA wie NSU nicht nur, dass sämtliche notwendige­n Akten vorgelegt wurden. Sie deckte treue Mitarbeite­r, die sich nicht erinnern wollten oder konnten. Und: Die Regierung sorgte mit ihrer Parlaments­mehrheit dafür, dass den Geheimdien­sten zusätzlich gesetzlich­e Kompetenze­n eingeräumt wurden.

Unter solchen Bedingunge­n Vorsorge zu schaffen, damit sich so gigantisch­e Spionageak­tionen (N SA) und so brutale rechts terroristi­sc he Überfälle( NSU) nicht wiederhole­n, ist unmöglich. Es ist ein erschrecke­ndes Fazit, das der SPD-Abgeordnet­e Uli Grötsch zieht :» Ich halte eine rechts terroristi­sc he Struktur, wie es der NSU war, auch heute noch für möglich. Vor allem in Mecklenbur­gVorpommer­n und Bayern gibt es noch einige weiße Flecken.« Er sei »fest davon überzeugt«, dass die Aufklärung­s arbeit nicht mit dem Ende des Ausschusse­s abgeschlos­sen ist, »sondern weiter betrieben werden muss«. Man kann nur hoffen, dass dies in seiner Fraktion auch so gesehen wird.

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