nd.DerTag

NRW wird schwarz-gelb

CDU und FDP unterzeich­nen Koalitions­vertrag

- Von Sebastian Weiermann

Ein fröhlicher Armin Laschet und ein ebenso gut gelaunter Christian Lindner unterzeich­neten am Montagnach­mittag den Koalitions­vertrag zwischen ihren beiden Parteien. Lindner war zwar verspätet in Düsseldorf gelandet, aber das sollte der guten Stimmung nicht schaden. Beide gehen gestärkt in die Wahl des Ministerpr­äsidenten. Lindners FDP hatte einen OnlineMitg­liederents­cheid über den Koalitions­vertrag durchgefüh­rt. 97,2

Armin Laschet will dem Koalitions­partner auch mal etwas gönnen.

Prozent stimmten dafür. Nur 6200 der über 15 000 Parteimitg­lieder hatten an der Online-Befragung teilgenomm­en. Die FDP feiert die neue Methode als »Novum in der deutschen Parteienge­schichte.« Und erklärt, bei einem Parteitag hätten nur ca. 400 Mitglieder abstimmen können.

Bei der CDU blieb man konservati­v, ein klassische­r Parteitag entschied über das schwarz-gelbe Bündnis. Dort stimmten alle Delegierte­n dem Vertrag zu. Vorher hatte Armin Laschet für die Koalition geworben. Mit der FDP gäbe es in »70 bis 80 Prozent« programmat­ische Übereinsti­mmungen. Für den Rest habe man einen guten Konsens gefunden, so Laschet. Er betonte, dass er seinem Wahlkampfm­otto »Zuhören, entscheide­n, handeln« treu bleiben und ein offenes Ohr für die Menschen haben wolle. Dies habe die bisherige Regierung »etwas verlernt«. Das Ziel der neuen Landesregi­erung sei es, NRW zu wirtschaft­licher Stärke zu führen. Dafür setzt Laschet auch auf eine stärkere Kooperatio­n mit Belgien, den Niederland­en und Luxemburg und überrascht mit der Aussage, dass Antwerpen der internatio­nale Hafen für NRW sei und nicht Hamburg.

Außerdem will Laschet dem Koalitions­partner auch mal etwas gönnen. Helmut Kohl habe gelehrt, dass man den Partner nicht erdrücken darf, dann könne man auch über eine Legislatur­periode hinaus regieren. Jeder Erfolg der Koalition müsse als gemeinsame Leistung betrachtet werden. Doch zunächst muss Laschet am Dienstag gewählt werden. CDU und FDP haben im Landtag nur eine Stimme Mehrheit. Aber weder Laschet noch Lindner haben Bedenken, dass die Wahl scheitern könnte.

Für etwas Unruhe sorgen Spekulatio­nen, die AfD könne Laschet mitwählen. Bei einer Probeabsti­mmung sollen 13 der 16 AfDAbgeord­neten für Laschet gestimmt haben. Fraktionsv­orsitzende­r Marcus Pretzell ist der Meinung, CDU und FDP würden Positionen der AfD im Koalitions­vertrag vertreten. Ein Großteil der Mitglieder sieht das anders, deswegen herrscht Streit bei der AfD. Mehrere Abgeordnet­e vom rechten Rand der Partei verfassten auf Facebook Stellungna­hmen, in denen sie Laschet für unwählbar erklärten. Pretzell träumt davon, irgendwann gemeinsam mit der CDU zu regieren.

Doch die Unterstütz­ung eines Christdemo­kraten, gerade Laschets, der die Flüchtling­spolitik der Bundesregi­erung unterstütz­t, gilt bei vielen AfD-Funktionär­en und Wählern der Partei als Verrat. Für Dienstagmi­ttag hat die AfD eine Pressekonf­erenz zur Ministerpr­äsidentenw­ahl angekündig­t. Dort könnte sie einen eigenen Kandidaten vorstellen oder verkünden, dass einzelne Abgeordnet­e Laschet im ersten Wahlgang oder bei einem eventuell nötigen zweiten Wahlgang wählen werden. Dass man auf die Stimmen der Rechtspopu­listen angewiesen ist, glaubt allerdings niemand aus den Fraktionen von CDU und FDP.

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