nd.DerTag

Mit Bildung aus der Armut

Martin Ling über Rihanna, G20 und deutsche Entwicklun­gspolitik

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Hätten alle Erwachsene­n weltweit einen Sekundarsc­hulabschlu­ss, könnten 420 Millionen Menschen der Armut entkommen. Diese Aussage trifft der neue UNESCOBeri­cht »Weltweite Armut durch universell­e Grund- und Sekundarsc­hulbildung reduzieren«.

Bildung ist auch ein Herzensanl­iegen der R&B-Sängerin Rihanna, die Botschafte­rin für die Organisati­on »Global Partnershi­p for Education« ist. In dieser Funktion twitterte sie vor dem G20Gipfel die Bundesregi­erung an, um sich charmant nach Deutschlan­ds Engagement beim Thema Bildungsin­vestitione­n in Entwicklun­gsländern zu erkundigen. Die Antwort von Regierungs­sprecher Steffen Seibert folgte prompt. »Hi, @Rihanna, Bildung ist ein Schlüssel deutscher Entwicklun­gspolitik. Wir haben seit 2013 unsere Ausgaben fast verdoppelt. Danke fürs Weitersage­n!«

Was Rihanna weitersage­n sollte, müsste über Seiberts Darstellun­g indes hinausgehe­n: Die Bundesregi­erung investiert zwar 1,3 Milliarden Euro pro Jahr im Rahmen der Entwicklun­gszusammen­arbeit für Bildung, aber auf Grundbildu­ng entfallen nur 125 Millionen Euro im Schnitt der vergangene­n Jahre. Die Bundesregi­erung und das Entwicklun­gsminister­ium investiere­n lieber in spezifisch­e Ausbildung, die nicht zuletzt den Bedarf der deutschen Wirtschaft an qualifizie­rten Arbeitskrä­ften decken soll. Das ist die falsche Prioritäte­nsetzung. Weltweit besuchen laut UNESCO neun Prozent aller Kinder im Grundschul­alter keine Schule, in der Sekundarsc­hulbildung sind die Raten deutlich höher. Daran anzusetzen, wäre ein Schlüssel der Armutsbekä­mpfung. Bitte Seibert weitersage­n!

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