Ein Irrtum
Zu »Mit / ohne Scheuklappen«, 22.6., S. 15
Da es sich bei dem Buch »... es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt« um die Würdigung einer legendären Gestalt des politischen Dokumentarfilms in der DDR handelt, erscheint es mir umso wichtiger, Irrtümer richtigzustellen. Erstens: Matti Geschonneck, der sich immer zu seinem Stiefvater Gerhard Scheumann bekannt hat, war zur Entstehungszeit des Films »Der lachende Mann« ein Halbwüchsiger von 13 Jahren. Es mag sein, dass der Effekt und Nachruhm des 1966 völlig überraschend einschlagenden Films ihn zur Vermutung gebracht haben, da müsse mit großer geheimdienstlicher Vorarbeit und Unterstützung gearbeitet worden sein.Das völlige Gegenteil war der Fall. Der Film war und bleibt der Husarenstreich dreier geschickt vorgehender Dokumentaristen (Peter Hellmich, Gerhard Scheumann, Walter Heynowski) mit der Hilfe eines außergewöhnlichen westdeutschen Kriegsreporters (Gerhard Heidemann) und natürlich der unverzichtbaren Aussagefreudigkeit eines selbstverliebten Schlagetots (Siegfried Müller). In einem ganz anderen Sinne stimmt der Satz allerdings. (»›Kongo-Müller‹ ist ohne geheim- dienstliche Hilfe nicht denkbar.«) Nämlich auf die historische Figur Müller und ihre Rolle in Kongo bezogen. Das wäre ohne die mannigfaltige Hilfe unterschiedlicher geheimer Auftraggeber und Nutznießer nicht möglich gewesen.
Zweitens: Der gerichtlich verfügte vorläufige Auslieferungsstopp für das rezensierte Buch wurde nicht erwirkt, um gegen die Behauptung »nachgewiesener Arbeitskontakte des Duos (H&S) mit dem MfS« vorzugehen, die es unbestritten zu unterschiedlichen Zeiten und zu unterschiedlichen Zwecken gab. Sondern um sowohl die Ehre meines verstorbenen Arbeitskameraden Gerhard Scheumann als auch meine eigene vor der falschen Tatsachenbehauptung zu schützen (die sich nur allzu schnell zur politisch instrumentierten Verleumdung ausweiten kann), Gerhard Scheumann und ich hätten im direkten Auftrag des MfS quasi als Dienstleistungsunternehmen Themen entwickelt und dann als Filme realisiert. Das ist nie geschehen, ein solches Knecht-Herr-Verhältnis gab es nicht. Alle Arbeiten des Studio H&S sind Originalprojekte der Filmemacher selbst. Walter Heynowski