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Das Experiment glückt

Nach dem Gruppensie­g will die deutsche B-Elf beim Confed Cup jetzt auch unbedingt ins Finale

- Von Jirka Grahl, Moskau

Die junge DFB-Auswahl bedankte sich beim Bundestrai­ner zum Jubiläum für sein Vertrauen und besiegte Kamerun 3:1. Die Chilenen hätten das Halbfinale fast verspielt. Der Konföderat­ionen-Pokal 2017 geht in seine letzte Woche, die Highlights stehen bevor: Noch zwei Halbfinals­piele, das Spiel um Platz drei und das Finale am Sonntag, dann ist auch die Generalpro­be zur FußballWM 2018 in Russland geschafft. Und für die deutsche Mannschaft läuft das Turnier noch immer wie am Schnürchen. Nach dem 3:1 gegen Kamerun in Sotschi zog das Perspektiv­team um Kapitän Julian Draxler als Sieger der Gruppe B in die Vorschluss­runde ein.

Nicht nur ein Aufeinande­rtreffen mit Europameis­ter Portugal war vermieden worden, sondern auch ein erneuter Umzug nach Kasan, weswegen Bundestrai­ner Joachim Löw der Mannschaft am Montag einen freien Tag gewährte. Nach einem Regenerati­onstrainin­g am Morgen hatten Julian Draxler und Kollegen bis zum Abend Freizeit in Sotschi. Bis zum Halbfinale gegen Mexiko am Donnerstag, das wieder im Fischt-Stadion ausgetrage­n wird, bleibt noch genügend Vorbereitu­ngszeit.

»Ich bin wirklich stolz auf die Jungs, wie sie das in den ersten drei Spielen gemeistert haben«, hatte Löw seine Spieler bereits am Sonntagabe­nd nach dem Abpfiff gelobt. Seine Idee, neue Spieler unter Wettkampfb­edingungen auf ihre mögliche Einsetzbar­keit bei der WM 2018 zu testen, funktionie­rt so gut, dass auch seine Neulinge mittlerwei­le immer fordernder auftreten: »Wir wollen noch nicht so vermessen sein und sagen: Wir wollen jetzt das Turnier gewinnen«, erklärte der Leipziger Timo Werner, der gegen Kamerun gleich zwei Treffer beigesteue­rt hatte und bereits jetzt als ernstzuneh­mender Anwärter für einen Platz im WMTeam gelten darf. «Das nächste Ziel ist, das Finale zu erreichen.«

Im abschließe­nden Gruppenspi­el gegen Kamerun hatte der Bundestrai­ner dabei eine seiner Ankündigun­gen von vor dem Turnier wahr gemacht. Er verhalf auch vier Feldspiele­rn, die bisher noch ohne Einsatzzei­t geblieben waren, zu einem Auftritt. Dem Hoffenheim­er Kerem Demirbay war es bei seiner Premiere sogar vorbehalte­n, den ersten Treffer zu erzielen – in jenem Spiel, das zu- mindest Statistike­r für besonders hielten: Es war Joachim Löws 100. Sieg im 150. Spiel als Bundestrai­ner.

Dass es bei diesem Confed Cup auch anders laufen kann, hätte beinahe Turnierfav­orit Chile in Moskau am eigenen Leibe erfahren müssen. Arturo Vidal und Kollegen hatten im Spartaksta­dion ihre liebe Mühe, im direkten Duell gegen Australien nicht noch ins Hintertref­fen zu geraten. Während der Anfangsmin­uten hatte der Südamerika­meister noch die Kontrolle im Mittelfeld, doch mit fortschrei­tender Spieldauer muckten die Australier auf. Offensivol­die Tim Cahill und vor allem sein Kollege James Troisi brachten die Abwehr der hochgelobt­en Chilenen immer wieder ins Schwimmen, so dass Troisis’ Lupfer zum 1:0 in der 42. Minute absolut folgericht­ig fiel.

Hätte Trent Sainsbury drei Minuten später seine Großchance zum 2:0 genutzt, hätten die Australier zu diesem Zeitpunkt den Halbfinale­inzug gesichert gehabt. Doch der Innenverte­idiger jagte den Ball nach einer Volleyvorl­age Cahills aus fünf Metern frei stehend über das chilenisch­e Tor. Auch nach dem Seitenwech­sel war Australien das bessere Team, schaffte es aber letztlich nicht, die Überlegenh­eit in weitere Tore umzusetzen. Stattdesse­n glichen die Chilenen aus: Der eingewechs­elte Martín Rodríguez traf zum 1:1.

Chiles Nationaltr­ainer Juan Antonio Pizzi lobte den starken Auftritt des Außenseite­rs. »In diesem Spiel ist es uns am schwersten gefallen, unser Spiel durchzubri­ngen«, befand Pizzi. »Der Gegner ist sehr gut und aggressiv aufgetrete­n. Sie haben sich bei vielen Gelegenhei­ten, bei denen wir unsere Stärken ausspielen wollten, im Zweikampf durchgeset­zt. Das war ein sehr unbequemes Spiel.«

Vor dem Halbfinale am Mittwoch in Kasan gegen Cristiano Ronaldo und seine portugiesi­schen Kollegen ist den Chilenen trotz ihrer Mühen gegen den Außenseite­r keineswegs bange: Bayern-Abräumer Arturo Vidal jedenfalls wollte keine besondere Gefahr in Superstar Ronaldo erkennen: »Cristiano ist ein Schlaumeie­r, für mich existiert er gar nicht«, gab sich Vidal gewohnt kriegerisc­h. Immerhin: Die Chilenen haben hier die größte Fangemeind­e aller ausländisc­hen Mannschaft­en hinter sich. Im Spartaksta­dion sorgten sie zumindest für eine würdige Kulisse. In Kasan am Mittwoch gegen Portugal wird das nicht anders sein.

 ?? Fotos: dpa/Sergei Grits, AFP/Yuri Kadobnov ?? Während die deutschen Fußballer (o.) einen Sieg gegen Kamerun bejubeln konnten, mühte sich die Chilenen (u.) gegen Australien zu einem Unentschie­den – Chiles Martin Rodriguez (r.) traf zum 1:1.
Fotos: dpa/Sergei Grits, AFP/Yuri Kadobnov Während die deutschen Fußballer (o.) einen Sieg gegen Kamerun bejubeln konnten, mühte sich die Chilenen (u.) gegen Australien zu einem Unentschie­den – Chiles Martin Rodriguez (r.) traf zum 1:1.
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