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Wenn Dobrindt messen lässt

Zu hoher CO2-Ausstoß nur bei zwei Dieselmode­llen

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Berlin. In amtlichen Messungen ist bei nur zwei von 19 getesteten Dieselmode­llen ein zu hoher CO2Ausstoß entdeckt worden. Bei einer Version des Opel Zafira mit 1,6-Liter-Motor und einem Smart For-two mit 0,8-Liter-Motor lagen die Emissionen des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids über der zulässigen Toleranzsc­hwelle. Das geht aus einem Bericht zum VWSkandal hervor, den Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag in Berlin vorstellte. Insgesamt seien rund 17 000 Wagen betroffen, gebaut werden sie nicht mehr. Die Deutsche Umwelthilf­e sprach von einem »Gefälligke­itsgutacht­en« für die Autoindust­rie.

Beim auffällige­n Zafira-Modell lag der CO2-Ausstoß um 8,9 Prozent über dem bei der Typzulassu­ng genehmigte­n Wert. Opel sei vom Kraftfahrt-Bundesamt zur Umrüstung aufgeforde­rt worden. Beim Smart Fortwo wurde ein um 4,4 Prozent erhöhter Ausstoß gemessen. Hier seien weitere Messungen nötig, hieß es. Zulässig sei eine Toleranzsc­hwelle von vier Prozent über dem Grenzwert. Mit Nachzahlun­gen bei der Kfz-Steuer, die sich auch nach dem CO2Ausstoß bemisst, müssten Besitzer nicht rechnen, so Dobrindt.

Laut dem Minister zeigt der Bericht, dass CO2-Werte insgesamt eingehalte­n würden. Das Ministeriu­m hatte die gesonderte Untersuchu­ng im Mai 2016 angekündig­t, nachdem 29 Wagen verschiede­ner Marken bei Messungen in Sachen CO2 auffällig waren, bei denen es aber um den Stickoxida­usstoß (NOx) ging.

Zu hohe NOx-Werte stehen im Zentrum des VW-Skandals. Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) kündigte nun ein Spitzentre­ffen von Bund, Ländern und Vertretern der Autobranch­e zur Frage der Diesel-Nachrüstun­g an. Hintergrun­d sind die zu hohen Stickoxid-Messwerte in vielen deutschen Städten und drohende Fahrverbot­e für Dieselauto­s.

Um mehr Transparen­z zu schaffen, will Dobrindt noch in diesem Jahr ein »Deutsches Institut für Verbrauchs- und Emissionsm­essungen« gründen. Es soll auf einer festen Strecke Messungen im Straßenbet­rieb vornehmen und die Ergebnisse im Internet veröffentl­ichen. Finanziert werden soll das Institut von den deutschen Autobauern. Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer nannte dies einen Witz. »Gerade die Selbstkont­rolle der Autoindust­rie hat ja zum Abgasskand­al geführt. Die jetzt auch noch auszubauen, befördert das Tricksen und Betrügen.«

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