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BILD vs FIFA

Alexander Ludewig hofft auf neue Beweise gegen den Weltverban­d

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Wie gelangen zwei Millionen Dollar auf das Konto einer zehnjährig­en Tochter eines FIFA-Funktionär­s? Weshalb bedankt sich ein anderer für eine Überweisun­g von mehreren Hunderttau­send Dollar bei katarische­n Scheichs? Und warum fliegen drei Mitglieder des Exekutivko­mitees des Fußballwel­tverbandes in einem Privatjet des katarische­n Verbandes zum Feiern nach Rio? Gäbe es darauf Antworten, könnte die FIFA nicht mehr so schamlos schweigen.

Dass diese Fragen gestellt werden können, ist Deutschlan­ds größter Boulevardz­eitung zu verdanken. Sie veröffentl­ichte am Dienstag erste Details aus dem rund 400-seitigen Garcia-Report, den die FIFA seit November 2014 unter Verschluss hält. Und sie will noch mehr dunkle Geheimniss­e ans Tageslicht bringen – ihr liegt der brisante Bericht wohl vor.

Zwei Jahre lang hatte der USamerikan­ische Jurist Michael J. Garcia als Vorsitzend­er der ermittelnd­en Kammer der FIFAEthikk­ommission nach Beweisen für Korruption rund um die Doppelverg­abe der WM-Turniere 2018 an Russland und 2022 an Katar gesucht. Gefunden hatte er anscheinen­d einige. Weil aber der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert als Vorsitzend­er der urteilende­n Kammer damals keine gravierend­en Verstöße feststelle­n wollte, blieben Stimmenkau­f, Bestechung oder Vorteilsna­hme nur Gerüchte. Für die FIFA war die Sache erledigt, der Report blieb geheim und Garcia kündigte desillusio­niert und wütend.

Die WM-Vergabe im Dezember 2010 und die Aufregung um den Garcia-Report vier Jahre später fielen noch in die Amtszeit von Joseph Blatter. Er war eines von 22 Mitglieder­n im Exekutivko­mitee, die für Russland und Katar gestimmt hatten – nur vier von ihnen blieben bislang Ermittlung­en, Strafen oder Sperren erspart.

Seit 16 Monaten ist Gianni Infantino Präsident der FIFA. Mit ihm ist der Wille zu Transparen­z und Aufklärung nicht stärker geworden. Im Gegenteil: Als »Geisel« der Kontrollgr­emien soll er intern seine Position beschriebe­n haben. Und er arbeitet eifrig daran, dies zu ändern. Der für seinen allzu FIFA-freundlich­en Umgang mit dem Garcia-Report viel kritisiert­e Hans-Joachim Eckart war Infantino zu investigat­iv. Er musste gehen. Per Dekret wurde durchgeset­zt, dass die Neubesetzu­ng der Ethikkommi­ssion nur durch den Präsidente­n und das exklusive FIFA-Council erfolgt. Weil damit auch der letzte Schein von Unabhängig­keit verblasste, trat Domenico Scala als Vorsitzend­er der FIFA-Integrität­skommissio­n mit folgenden Worten zurück: »Ich bin konsternie­rt.«

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