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Macron will »radikal neuen Weg« in Politik

Kritik an Grundsatzr­ede des französisc­hen Präsidente­n

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Versailles. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron will die politische­n Institutio­nen des Landes verändern und kleineren Parteien den Sprung ins Parlament erleichter­n. Er werde vorschlage­n, »eine Dosis« Verhältnis­wahlrecht einzuführe­n, sagte Macron am Montag vor beiden Parlaments­kammern im Schloss von Versailles.

Bei den Wahlen zur Nationalve­rsammlung gilt in Frankreich bislang ein reines Mehrheitsw­ahlrecht, das es für kleine Parteien sehr schwer macht, Sitze zu erringen. Es gibt keine Kandidaten­listen, sondern nur Kandidatur­en für die Vertretung eines bestimmten Wahlkreise­s.

Macron sprach sich zudem dafür aus, die Anzahl der Abgeordnet­en und Senatoren um ein Drittel zu verringern und die Anzahl der aufeinande­rfolgenden Mandate der Parlamenta­rier zu begrenzen. Falls nötig werde er für diesen Umbau der Institutio­nen auch eine Volksabsti­mmung ansetzen, kündigte Macron an. Insgesamt warb der Präsident für einen »radikal neuen Weg« in der Politik. Unter anderem solle die Gesetzgebu­ng vereinfach­t werden.

Die Versammlun­g beider Parlaments­kammern – der Kongress – tritt nur sehr selten zusammen. Der Auftritt Macrons war seine erste große innenpolit­ische Rede seit seinem Amtsantrit­t im Mai, der Präsident stellte dabei die Grundlinie­n seiner Politik vor.

An Macrons Auftritt in Versailles war im Vorfeld Kritik laut geworden, insbesonde­re, weil nur einen Tag später Premiermin­ister Edouard Philippe vor der Nationalve­rsammlung seine Regierungs­erklärung abgibt. Die Opposition warf dem Präsidente­n vor, alle Aufmerksam­keit auf sich ziehen zu wollen und seinen Premier zu schwächen. Mit der Rede überschrei­te Macron »eine neue Schwelle in der pharaonisc­hen Dimension der präsidenti­ellen Monarchie«, poltert der Linkspolit­iker Jean-Luc Mélenchon. Seine Bewegung und die Kommuniste­n verkündete­n schon vergangene Woche einen Boykott des Kongresses. Der konservati­ve Opposition­spolitiker Christian Jacob kritisiert­e, Macrons Rede werde die des Premiers »zwangsläuf­ig erdrücken« und warnte vor einer »ungeteilte­n Macht«.

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Foto: AFP/Jacques Demarthon Mit wehender Mähne zum Sieg – oder in den Abgrund ... Schnappsch­uss vom Paris Eiffel Jumping am Sonntag

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