nd.DerTag

Von öffentlich­em Interesse

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Dem rot-rot-grünen Senat ist mit den neuen Hochschulr­ahmenvertr­ägen tatsächlic­h Einiges gelungen – nicht zuletzt wurde das Thema »Gute Arbeit« verankert. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, das nehmen selbst die Gewerkscha­ften bei aller Kritik zur Kenntnis – aber ein Paradigmen­wechsel?

Es fängt schon damit an, wie die Verträge verhandelt wurden. Allen ist klar, dass nicht ganz Berlin am Verhandlun­gstisch sitzen kann. Doch es ist schon merkwürdig, wenn sich mit Studierend­en kein einziger Termin finden lässt. Und das Verhandlun­gsergebnis bis zum letzten Tag nicht veröffentl­icht wird. Ein partizipat­iver Prozess sieht anders aus, und es ist wohl die Einsicht in diese Kritik, dass die wissenscha­ftspolitis­chen Sprecher noch schnell am Tag vor der Veröffentl­ichung zum Gespräch bitten.

Es steht außer Frage, dass die verhandelt­e Lohnerhöhu­ng für Lehrbeauft­ragte gut ist, auch 35 Prozent unbefriste­te Verträge für das wissenscha­ftliche Personal sind ordentlich. Die Frage ist aber berechtigt, wie die Ziele kontrollie­rt werden – wenn es bis jetzt noch nicht einmal Personalen­twicklungs­pläne gibt – und wie die Hochschule­n für die enormen Zuwendunge­n, immerhin öffentlich­e Gelder, Rechenscha­ft ablegen müssen.

Es ist mehr als unverständ­lich, dass sich ein sozialdemo­kratisch geführtes Ressort auf die Autonomie der Hochschule­n zurückzieh­t, oder darauf, dass die Wissenscha­ftsverwalt­ung gar nicht genug Personal habe, um das zu kontrollie­ren, oder: dass bessere Beschäftig­ungsbeding­ungen eben nicht im Wettbewerb entstehen.

Warum denn nicht? Wenn Teile des Geldes daran gebunden wären, gut zu bezahlen und zu beschäftig­en, entstünden so auf jeden Fall bessere Bedingunge­n. Wenn aber die Unis davon profitiere­n, schlecht zu beschäftig­en, muss man sich am Ende der fünf Jahre nicht wundern, dass nur das Nötigste getan wurde.

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fordert mehr Wettbewerb bei guter Arbeit Foto: nd/Ulli Winkler Ellen Wesemüller

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