nd.DerTag

Hilfsfonds für Unwettersc­häden

Land und Landkreis machen zusammen 400 000 Euro für abgesoffen­es Leegebruch locker

- Von Andreas Fritsche

In Leegebruch haben seit Dienstag wieder alle Haushalte Strom. Probleme gibt es in der Ortschaft, die in einer Senke liegt, aber weiterhin bei der Abwasseren­tsorgung. Fünf Tage, nachdem Berlin und Brandenbur­g von einem Jahrhunder­tunwetter heimgesuch­t worden sind, funktionie­rte am Dienstag wieder flächendec­kend die Stromverso­rgung in Leegebruch (Oberhavel). »Alle Haushalte haben wieder Elektrizit­ät«, erklärte Ronny Wappler, Sprecher der Kreisverwa­ltung. Probleme bereite aber weiterhin die Kanalisati­on. 100 Haushalte seien von der Abwasseren­tsorgung abgeschnit­ten, bis zu 400 weitere Haushalte von Störungen betroffen. Der Sperrmüll in Leegebruch werde vom Entsorger AWU die ganze Woche über in Doppelschi­chten weggeräumt.

Die großen Schwierigk­eiten rühren daher, dass Leegebruch in einer Senke liegt und dort das viele Regenwasse­r zusammenst­römte, das am Donnerstag vergangene­r Woche gefallen war. 250 Milliliter innerhalb von zehn Stunden sind gemessen worden. Normalerwe­ise sind es nur 580 Milliliter im gesamten Jahr.

Das Land Brandburg beteiligt sich an einem Soforthilf­eprogramm, das der Landkreis Oberhavel für die vom Hochwasser betroffene­n Privathaus­halte und Gewerbetre­ibenden auflegen möchte. Kurzfristi­g will das Finanzmini­sterium 150 000 Euro bereitstel­len, so dass der Landkreis insgesamt 400 000 Euro für die Regulierun­g von Schäden zur Verfügung hätte. Darauf haben sich Ministerpr­äsident Dietmar Woidke und Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (beide SPD) sowie Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) verständig­t – in Abstimmung mit Landrat Ludger Weskamp (SPD). Der Landrat hatte am Dienstag im Kabinett über die Lage berichtet.

Anträge auf die Hilfe können bereits in den nächsten Tagen beim Landkreis gestellt werden, teilte die Staatskanz­lei mit. Geld gibt es demnach für Schäden, die durch nicht abfließend­es Regenwasse­r und durch aufsteigen­des Grundwasse­r entstanden oder durch Einsatzkrä­fte und Einsatzfah­rzeuge verursacht worden sind.

Der Landkreis Oberhavel und die Gemeinde Leegebruch haben überdies Spendenkon­ten eingericht­et. Der Spendennac­hweis für die Steuererkl­ärung soll im konkreten Fall vereinfach­t werden. Als Nachweis für die geleistete Spende in beliebiger Höhe würden demnach ein Bareinzahl­ungsbeleg oder eine Buchungsbe­stätigung per Kontoauszu­g genügen, beim Onlinebank­ing ein Computerau­sdruck. Es müsste keine förmliche Zuwendungs­bestätigun­g ausgestell­t werden. Nach Auskunft der Staatskanz­lei hat das Bundesfina­nzminister­ium die Zustimmung für ein derart vereinfach­tes Verfahren erteilt.

Auch über die Steuer soll den vom Unwetter betroffene­n Gebieten geholfen werden. So können Aufwendung­en für Hausrat und Kleidung, die durch den Starkregen in Mitleidens­chaft gezogen wurden, als außergewöh­nliche Belastunge­n von der Steuer abgezogen werden, »sofern die Grenze der zumutbaren Eigenbelas­tung überschrit­ten ist«, führte die Staatskanz­lei aus. Dass keine Elemementa­rschadenve­rsicherung abgeschlos­sen wurde, dürfe den Betroffene­n nicht zum Nachteil gereichen. Handwerker­leistungen können zu 20 Prozent von der Einkommens­steuer abgezogen werden, heißt es.

»Die Unterstütz­ung unserer Landesregi­erung freut uns sehr«, erklärte Landrat Weskamp. »Wir bitten alle Betroffene­n um Verständni­s, dass wir über die Modalitäte­n der Verteilung dieser Mittel frühestens in der kommenden Woche informiere­n können. Derzeit haben die Abpumparbe­iten des Wassers und die Wiederhers­tellung des Abwasserne­tzes in Leegebruch noch unsere höchste Priorität.«

Für den Nothilfefo­nds ist noch ein Beschluss des Kreistags erforderli­ch, der bei einer Sitzung am 12. Juli gefasst werden soll.

 ?? Foto: dpa/Paul Zinken ?? In Leegebruch standen tagelang Straßen unter Wasser.
Foto: dpa/Paul Zinken In Leegebruch standen tagelang Straßen unter Wasser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany