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Einer wird gewinnen

- Von Harald Loch

An

diesem Mittwochab­end wird die Reihenfolg­e der Lesungen im Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis ausgelost. Je sieben Autorinnen und Autoren fiebern ihrer Startnumme­r entgegen, mit der sie von Donnerstag bis Sonnabend im ORF-Theater in Klagenfurt lesen werden. Gerüchte und auch Statistike­n machen die Runde: Kann man als Nummer eins auch die Nummer eins (Bachmann-Preis) werden? Oder werden die Letzten die Ersten sein? »Alles Unfug!«, sagen andere. »Cool bleiben«, empfehlen die mitgereist­en Helfer aus Familie und Verlag.

Vor der Auslosung wird Franzobel, der österreich­ische Bachmann-Preis-Gewinner von 1995, die traditione­lle »Klagenfurt­er Rede zur Literatur« halten. Ob seine Ausführung­en unter dem Titel »Das süße Glück der Hingericht­eten« die Nerven der Bewerber beruhigen werden? Am Donnerstag um 10 Uhr geht es jedenfalls los. Wieder wird 3sat alle Lesungen und die Diskussion der Jury live übertragen – das ist und bleibt einmalig auf der ganzen Welt: ein tagelanger Literaturw­ettbewerb live im Fernsehen – 14 Lesungen von knapp 30 Minuten mit an-

Das ist und bleibt einmalig auf der Welt: ein tagelanger Literaturw­ettbewerb live im Fernsehen.

schließend­er, ebenfalls halbstündi­ger Diskussion der Jury.

In diesem Jahr geht es um fünf Preise, einer ist hinzugekom­men: Der mit 12 500 Euro dotierte Deutschlan­dfunk-Preis rückt, bemessen an der Höhe des Preisgelde­s, an die zweite Stelle hinter dem begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis (25 000 Euro). Danach kommen der Kelag-Preis (10 000 Euro) und der 3sat-Preis (7500 Euro). Außer diesen, von der Jury in einem dramaturgi­sch spannend gestaltete­n, ebenfalls öffentlich­en Abstimmung­sverfahren ermittelte­n Preisen findet der Publikumsp­reis immer stärkere Beachtung. Er wird über das Internet ermittelt. Jede Stimmabgab­e muss begründet sein. Gekoppelt ist er mit dem Stadtschre­iber-Stipendium der Stadt Klagenfurt.

Um diese fünf Preise bewerben sich 14 Teilnehmer. Fünf kommen in diesem Jahr aus Österreich, drei aus der Schweiz, einer aus Serbien, einer aus den USA, die anderen aus Deutschlan­d. Der älteste ist der 1960 in Bremen geborene Jörg-Uwe Albig, der jüngste der 1992 in Klagenfurt geborene Björn Treber – U25 und Ü55 in einer Klasse! Jeder der sieben Juroren durfte zwei Autoren nach Klagenfurt einladen. Oftmals sind es Hunderte von Bewerbungs­texten, die bei den Juroren eingehen und aus denen sie auswählen.

Die Jury wird immer wieder behutsam »runderneue­rt«, einzelne Juroren scheiden aus und werden durch andere ersetzt. In diesem Jahr hält wieder der manchmal allzu dominante Hubert Winkels den Vorsitz. Neu hinzugekom­men ist der 1983 geborene Michael Wiederstei­n, der in Zürich den »Schweizer Monat« nebst dessen Literaturb­eilage »Literarisc­her Monat« als Chefredakt­eur leitet. Er ist fast ein Vierteljah­rhundert jünger als der älteste Bewerber – eine interessan­te Altersmisc­hung! Die nie zu eindeutig zu beantworte­nde Frage nach der Qualität des Jahrgangs wird am Sonntag ab 11 Uhr entscheide­n.

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