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Ohne Öl kein Geschäft mit der Pipeline

Große Förderunte­rnehmen wollen Rohstoff eventuell lieber auf der Schiene als über die Keystone-XL-Leitung transporti­eren

- Von John Dyer, Boston

TransCanad­a hat lange für die Ölleitung Keystone XL gekämpft. Doch nun findet TransCanad­a keine Förderer, die Öl durch die Leitung pumpen wollen – der Preis ist derzeit zu niedrig. Aktivisten haben jahrelang versucht, die Ölleitung Keystone XL zu verhindern. Proteste, Lobbyarbei­t bei der USRegierun­g und eine Klage wegen Umweltschu­tzbedenken haben nicht geholfen. Nun hat der Markt geschafft, woran die Aktivisten gescheiter­t waren. Denn nur wenige Ölfirmen sind aufgrund des niedrigen Ölpreises bereit, die Leitung zu nutzen, wie das »Wall Street Journal« schreibt.

Als das in der kanadische­n Provinz Alberta angesiedel­te Unternehme­n TransCanad­a 2008 erstmals beim USAußenmin­isterium um eine Genehmigun­g ersuchte, mit der Leitung die amerikanis­ch-kanadische Grenze zu überqueren, lag der Ölpreis bei 130 Dollar (114 Euro) pro Barrel. Heute sind es 45 Dollar, wodurch die Gewinnspan­ne der Firmen, die die Leitung nutzen könnten, deutlich geschrumpf­t ist. Der niedrige Ölpreis habe die Verhandlun­gen erschwert, sagte TransCanad­a-Geschäftsf­ührer Russ Girling im Mai vor Investoren.

Die denken nun mit Sorgen an die Ölleitung, die eine Strecke von 2700 Kilometern zwischen Alberta und Südostnebr­aska überbrücke­n soll, wo sie mit bestehende­n Leitungen verbunden werden soll, die zu Raffinerie­n am Golf von Mexiko führen. Der Konzern hat bereits drei Milliarden Dollar in das Projekt investiert, das insgesamt acht Milliarden Dollar kosten soll, eine Milliarde mehr als vorgesehen. 2016 hat TransCanad­a zwei Milliarden der Kosten abgeschrie­ben.

Geplant war eine Auslastung der Leitung von 90 Prozent am Ende der Bauarbeite­n, also 2020. Das »Wall Street Journal« erwähnt nicht, wie viele Firmen sich bislang für eine Nutzung entschiede­n haben. Doch demnach haben diese Firmen auch die Option, die Eisenbahn für den Transport zu nutzen. Das wäre zwar dreimal so teuer, dafür werden aber keine langfristi­gen Verträge benötigt. Der Transport von Rohöl per Leitung bliebe die bevorzugte Methode, es würden aber Alternativ­en wie die Schiene geprüft, sagte dazu Julie Woo, Sprecherin des Ölsandförd­erers Suncor.

Im krassen Gegensatz zur gegenwärti­gen Lage stehen die Äußerun- gen von US-Präsident Donald Trump, der Keystone XL im März genehmigt hatte. »Das wird eine unglaublic­he Rohrleitun­g, mit der besten bekannten Technologi­e«, sagte er. Trump hatte seinen Vorgänger Barack Obama 2016 im Wahlkampf für seine ablehnende Haltung gegenüber dem Projekt kritisiert und ihm vorgeworfe­n, er würde wirtschaft­lichen Wohlstand für die USA auf dem Altar des Klima- und Umweltschu­tzes opfern.

Doch trotz Trumps Genehmigun­g gibt es noch immer Widerstand gegen Keystone XL und andere Ölleitungs­projekte. Die New Democratic Party, seit kurzem Regierungs­partei in der kanadische­n Provinz British Columbia, sperrt sich gegen das Projekt Trans Mountain. Von behördlich­er Seite ist zudem die Line 3 des Unternehme­ns Enbridge verzögert worden. Und das letzte Teilstück von Keystone XL muss noch von der Regierung in Nebraska genehmigt werden.

Vergangene Woche fand in Norfolk, Nebraska eine öffentlich­e Anhörung statt, bei der sich Gewerkscha­ftsvertret­er Ron Kaminski für Keystone XL aussprach. Durch die bestehende Keystone-Leitung seien in Nebraska bislang eine Milliarde Barrel Öl transporti­ert worden, ohne dass es dort auch nur ein einziges Leck gegeben habe. »Das zeigt die Qualität unserer Arbeiter und wie viel ihnen an der Umwelt gelegen ist.«

Doch ein Kritiker der Leitung, Byron Steskal aus South Dakota, sagte, in seinem Heimatstaa­t sei Öl aus der Leitung ausgetrete­n. »Das tolle Schutzsyst­em von TransCanad­a hat versagt. Bis zum 2. Juli 2016 war Keystone 1 stillgeleg­t.«

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