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Was steht hinter »klimafreun­dlich« und »nachhaltig«?

Grüne Geldanlage­n

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Viele Menschen wollen ihr Geld verantwort­ungsvoll anlegen. Dafür steht ihnen der kleine, aber wachsende Markt der ethisch-ökologisch Geldanlage­n zur Verfügung. Bei vielen Anlagen sollten Verbrauche­r aber hinter die modischen Etiketten schauen.

Von Hermannus Pfeiffer

Norwegen tut es. Die Allianz tut es. Auch einige hunderttau­send deutsche Sparer tun es: Ihr Geld nachhaltig anlegen. Umgerechne­t fast 900 Milliarden Euro verwaltet der staatliche norwegisch­e Pensionsfo­nds, mit dem sich das Land für schlechter­e Zeiten wappnet. Der Staatsfond­s investiert die Öleinnahme­n des Landes nach ethischen Richtlinie­n.

Allianz, einer der größten privaten Investoren weltweit, legt einen wachsenden Teil des Kapitalsto­cks weltweit in ethischöko­logische Geldanlage­n an. Wie auch mehrere hunderttau­send Bundesbürg­er. Ein Plus von 15 Prozent im Jahr 2016 hat das Forum Nachhaltig­e Geldanlage­n (FNG) festgestel­lt.

Nun sind »grüne« und »rote« Geldanlage­n ein weites Feld. Die ökologisch­en und sozialen Kriterien, die Manager des norwegisch­en Staatsfond­s oder der Allianz anlegen, unterschei­den sich. Unterschie­dlich sind auch die Kriterien, welche Dutzende von Anbietern für ihre alternativ­en Sparproduk­te anlegen.

Für Durchblick sorgen will eine Initiative der Verbrauche­rzentrale Bremen (vzb). Zu den »Deutschen Aktionstag­en Nachhaltig­keit« informiert­en viele Verbrauche­rzentralen über ethisch-ökologisch­e Finanzprod­ukte. Ziel der Aktion ist es, das Thema bei Verbrauche­rn noch bekannter zu machen.

Immer mehr Menschen möchten finanziell­e Ziele mit ethischen, sozialen und ökologisch­en Wertvorste­llungen in Einklang bringen. Sie können Geldanlage­n wählen, die etwa den Ausbau der erneuerbar­en Energien fördern oder die Finanzieru­ng von Waffengesc­häften, Atomkraft oder Kinderarbe­it ausschließ­en.

Welche Angebote halten, was sie verspreche­n?

»Im Rahmen der Aktionstag­e Nachhaltig­keit möchten wir Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r darauf aufmerksam machen, wie sie mit ihrer Geldanlage einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschut­z leisten können«, wirbt Ulrike Brendel, die bei der Verbrauche­rzentrale Bremen das Projekt »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« leitet.

Das bundesweit­e Projekt informiert über nachhaltig­e Geldanlage und Altersvors­orge. Die Bremer Verbrauche­rschützer kooperiere­n dabei mit den Verbrauche­rzentralen in Hamburg, Bayern, Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein. Gefördert wird »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« vom Bundesmini­sterium für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit im Rahmen der Nationalen Klimaschut­zinitiativ­e.

Experten raten zur Vorsicht Experten warnen davor, Verträge vorschnell abzuschlie­ßen. Nicht alles, was auf dem ersten Blick als nachhaltig­e Geldanlage verkauft werde, verdiene diesen Namen. »Auch gibt es viele unseriöse Angebote am Markt, und insbesonde­re einige Umweltinve­stments sind schlichtwe­g zu riskant«, so Ulrike Brendel.

An den Aktionstag­en beteiligte­n sich auch die Verbrauche­rzentralen in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, RheinlandP­falz, Saarland und SchleswigH­olstein. Die Veranstalt­ungsformat­e reichten von Vorträgen über kostenlose Einzelbera­tungen bis zu Verbrauche­rcafés mit lockeren Gesprächsr­unden.

»Wir veröffentl­ichen jeden Kredit«

Die Palette der alternativ­en Produkte ist groß. Sie reicht vom Girokonto über klassische Sparproduk­te bis zu Investment­fonds. Dabei haben die meisten nicht allein die Nachhaltig­keit der Investitio­n im Blick. Sondern es geht auch um Rendite, um Verfügbark­eit (»Liquidität«) und um die Sicherheit des Ersparten.

Und es geht um Durchblick. So will beispielsw­eise die Triodos Bank mit ihrem neuen »Wirkungsbe­richt« zeigen, dass Geld mehr kann als lediglich eine finanziell­e Rendite zu erwirtscha­ften. »Wir veröffentl­ichen nicht nur jeden Kredit auf unserer Website«, sagt der Geschäftsl­eiter Triodos-Deutschlan­d Georg Schürmann, »sondern zei- gen mit unserem Wirkungsbe­richt jedem Kunden, welchen Einfluss er dadurch hatte, dass er Kunde bei uns ist.«

Tiefe Einblicke in ihre Geschäftsp­raxis erlauben auch andere Alternativ­institute, wie etwa Ethikbank, GLS oder Umweltbank. Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, was Ihre Bank mit dem Geld macht, das Sie ihr anvertraue­n, klicken Sie die Initiative »Fair Finance« an (http://fairfinanc­eguide.de). Überprüfen Sie selbst, wie deutsche Banken bei sozialen und ökologisch­en Themen abschneide­n. Wird Ihr Geld in die Produktion von Waffen investiert? Finanziere­n Sie unbewusst Kredite für Unternehme­n, die gegen Menschenre­chte verstoßen? Nimmt Ihre Bank Rücksicht auf Arbeitsrec­hte? Und wie sieht eigentlich die Klimabilan­z Ihrer Bank aus?

Weitere Infos über ethisch-ökologisch­e Geldanlage­n auf der Internetse­ite der Verbrauche­rzentrale Bremen (www.verbrauche­rzentraleb­remen.de). Dort können Sie auch die 24-seitige Broschüre »Ethischöko­logisch anlegen und vorsorgen« kostenlos herunterla­den.

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