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BKA kauft »Panama Papers«

Fahnder werten riesigen Datensatz aus

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Steuerfahn­der und Ermittler in Deutschlan­d müssen sich auf Zusatzschi­chten einstellen. Das BKA ist im Besitz eines gigantisch­en Datensatze­s über Briefkaste­nfirmen in Panama.

Frankfurt am Main. Im Kampf gegen Geldwäsche und Steuerbetr­ug hat das Bundeskrim­inalamt (BKA) die im vergangene­n Jahr veröffentl­ichen »Panama Papers« gekauft. Nach Angaben aus Berliner Regierungs­kreisen vom Dienstag wurden für den riesigen Datensatz mit Informatio­nen über dubiose Geschäfte mit Briefkaste­nfirmen fünf Millionen Euro an eine »Quelle« gezahlt. Vor mehr als einem Jahr hatte ein internatio­nales Mediennetz­werk mit den »Panama Papers« Finanzströ­me in der mittelamer­ikanischen Steueroase enthüllt.

Das BKA, das hessische Finanzmini­sterium sowie die Generalsta­atsanwalts­chaft teilten in Frank- furt am Main mit, das Bundeskrim­inalamt sei im Besitz der »Panama Papers«. Zu Kosten und Detail des Erwerbs wurden keine Angaben gemacht.

Die Daten würden gemeinsam mit der hessischen Finanzverw­altung geprüft und ausgewerte­t, um strafrecht­lichen und steuerrech­tlichen Tatbeständ­en nachzugehe­n, hieß es weiter. Hierfür bereite das BKA den mehrere Millionen Dateien umfassende­n Bestand so auf, dass eine elektronis­che Auswertung möglich sei. Die Sichtung werde voraussich­tlich mehrere Monate dauern. In Fällen mit straf- oder steuerrech­tlichen Bezügen ins Ausland arbeiteten das BKA und die Oberfinanz­direktion eng mit den zuständige­n Behörden zusammen.

Hessens Finanzmini­ster Thomas Schäfer (CDU) erklärte: »Wir haben nicht nur die Möglichkei­ten, sondern auch den politische­n Willen, den Kampf gegen Steuerkrim­inali- tät entschiede­n zu führen. Wir sind daher auch bereit, uns an den Kosten für die Daten zu beteiligen.« Wie werthaltig die Daten aus steuerlich­er Sicht seien, müsse nun in akribische­r Aufklärung­sarbeit herausgefu­nden werden.

Durch die Enthüllung­en der »Panama Papers« waren weltweit Politiker, Geschäftsl­eute und Prominente unter Druck geraten. Der im vergangene­n Frühjahr internatio­nalen Medien zugespielt­e Datenberg zeigte große Geldströme nach Panama, wo Tausende Briefkaste­nfirmen angesiedel­t sind. Ob es sich dabei auch um strafbare Geschäfte handelt, hatten weltweit Staatsanwä­lte geprüft.

Der staatliche Kauf von Bankdaten und sogenannte­n Steuer-CDs ist umstritten. Nach einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts aber darf der deutsche Staat angekaufte Daten über Steuerbetr­üger nutzen, auch wenn diese Informatio­nen rechtswidr­ig erlangt wurden.

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