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Kreml hofft auf Konzert statt Soloauftri­tte

Moskau setzt auf konkretes Arbeitstre­ffen Putin-Trump

- Von Axel Eichholz, Moskau

Das erste Treffen von Wladimir Putin mit Donald Trump wird am Freitag einen der Höhepunkte des G20-Gipfels in Hamburg bilden. Russland hofft dabei auf Pragmatism­us. »Ich hoffe, dass beim Treffen Putin-Trump in Hamburg Pragmatism­us und Realismus obsiegen werden«, erklärte der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow zum Ausklang des außenpolit­ischen Forums Primakow-Lesungen in Moskau. Die Präsidente­n sollten sich zu der Erkenntnis durchringe­n, jede der beiden Seiten könne ihre nationalen Interessen »im Konzert und nicht bei Soloauftri­tten« umsetzen.

Laut Lawrow haben die Präsidente­n den Wunsch, die bestehende »Abnormität« in den russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n schnellstm­öglich zu überwinden. Dafür sollten sie darangehen, sich über »konkrete Dinge« zu verständig­en – sei es in der Wirtschaft, in der »Situation um die Ukraine oder im Syrienkrie­g«. Russische Medien meinen, eine Konfrontat­ion sei bei dem »zentralen Ereignis« des G20-Gipfels ausgeschlo­ssen. Diese könnten sich Putin und Trump gar nicht leisten.

Zu den zentralen Themen der kommenden Gespräche zählt die Moskauer »Nesawissim­aja Gaseta« denn auch Syrien und die Ukraine. Das Feld für denkbare Kompromiss­e sei aber für Trump sehr eng, schreibt die Zeitung. Es könne sich dabei um weniger bedeutende Sanktionen gegen Moskau handeln, etwa die Rückgabe von Diplomaten­datschen an die russische Botschaft in Amerika. Bei ernsteren Dingen muss Trump zu Hause Rücksicht auf den Kongress nehmen.

Für eine Entspannun­g in den Beziehunge­n der beiden atomaren Supermächt­e bieten sich neue oder runderneue­rte alte Initiative­n im Rüstungsko­ntrollbere­ich an. Aus russischer Sicht könnte es dabei um ein neues START-Abkommen oder eine Neuauflage des Vertrages über Kurz- und Mittelstre­ckenrakete­n gehen. Das sind zunächst allerdings nur um Spekulatio­nen.

Unklar sei, wie sich die derzeitige­n Reibereien zwischen Washington und der EU auf das Treffen zwischen Trump und Putin auswirken werden und welche Haltung der russische Präsident beziehen wird. Anfang der vorigen Woche hatte die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei Putin angerufen, um mit ihm einige Punkte der Abschlusse­rklärung des G20-Gipfels und die Regularien zu erörtern. Putins außenpolit­ischer Berater Juri Uschakow bestätigte dies, wollte aber keine Einzelheit­en nennen. Er bezeichnet­e einige davon lediglich als »kurios«.

Bis kurz vor dem Gipfel gab es keinen festen Termin für das Treffen Putin-Trump. Wer zuerst komme, mahle zuerst, meinte Uschakow. Putins Arbeitspla­n für Hamburg sei bereits voll. So sei das Treffen mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron vor einem Monat vereinbart worden. Natürlich sei man sich seiner Verantwort­ung bewusst und man werde »alles Mögliche und Unmögliche« tun, damit das Treffen zu Stande komme, so der Präsidente­nberater. Das Unmögliche wurde möglich. Am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass sich die Präsidente­n am Freitag sehen werden.

In Wahrheit habe es keine Terminprob­leme gegeben, sagte allerdings ein Kremlinsid­er der Zeitung »Moskowski Komsomolez«. Man befürchtet­e im Kreml lediglich, dass der Amerikaner im letzten Moment irgendeine­n »Bock schießen« könnte und wollte eine Ausrede parat haben.

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