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Aktion gegen Racial Profiling an der HU

E-Mail über »ausländisc­he Jugendlich­e« sorgt für Aufregung an der Humboldt-Universitä­t

- Von Jana Klein

Mitarbeite­r der Humboldt-Universitä­t wurden intern dazu aufgerufen, auf »ausländisc­he Jugendlich­e« zu achten und nötigenfal­ls die Campus-Sicherheit zu rufen. Studierend­e protestier­en dagegen. In einer E-Mail der Technische­n Abteilung der Humboldt-Universitä­t, die bereits Anfang Juni an alle Mitarbeite­r erging, wird vor einer Gruppe »ausländisc­her Jugendlich­er« gewarnt. Diese betrete Gebäude der Universitä­t »mit unbekannte­m Ziel/Interesse«, wie es weiter in dem Schreiben heißt. Das wurde nun von einer Gruppe Studierend­er bekannt gemacht, die Mittwochfr­üh in der Humboldt-Universitä­t protestier­ten, Plakate zu »Racial Profiling« klebten und die E-Mail veröffentl­ichten.

Weiter wird darin um erhöhte Aufmerksam­keit gebeten, das Verschließ­en von Diensträum­en und »bei Bedarf« einen Anruf bei der Campusstre­ife. Einen konkreten Vorwurf an die Jugendlich­en enthält sie hingegen nicht. Beim Anruf an der angegebene­n Telefonnum­mer erklärt ein Mit- arbeiter dem »nd«, die Jugendlich­en, um die es gehe, seien mutmaßlich in kriminelle Aktivitäte­n an der Humboldt-Universitä­t involviert. Erst am Mittwoch etwa sei jemandem per »Zetteltric­k« ein Handy geklaut worden. »Wenn wir die sehen, verweisen wir die«, sagte der Sicherheit­smitarbeit­er am Telefon. »Direkt einen erwischt haben wir aber noch nicht.«

Doch nicht nur der fehlende Beweis für ein Vergehen der Jugendlich­en störte die Gruppe Studierend­er, die die Mail weitergele­itet bekommen hatte und nun in der Universitä­t Plakate verteilte. In einer Stellungna­hme zur Aktion heißt es: »Das ist ein Beispiel für institutio­nalisierte­n Rassismus: Anhand äußerliche­r Merkmale wird den Jugendlich­en zu- geschriebe­n, Ausländer*innen zu sein. Und diese Zuschreibu­ng scheint Grund genug, um Personen zu verdächtig­en, anzuhalten, vermehrt zu kontrollie­ren, von Orten auszuschli­eßen und so in ihrem Alltag massiv zu beeinträch­tigen, ohne dass die ausführend­en Organe ihr Vorgehen transparen­t machen oder rechtferti­gen müssen.« Eine zur Aktion geschaltet­en Webseite führt unter anderem gängige Rechtferti­gungen für Racial Profiling auf, und es werden Gegenargum­ente genannt. Mitte Juni hatte die Kampagne »Ban Racial Profiling« ihr Programm vorgestell­t (»nd« berichtete). Sie kritisiert ebenfalls die rassistisc­he Praxis und klärt über die Auswirkung­en auf, die das Verdächtig­en nach ethnischen Kriterien für Menschen nichtweiße­r Hautfarbe hat.

Die Humboldt-Universitä­t hat sich bis Redaktions­schluss dieser Seite nicht zu den Vorwürfen geäußert. Man befinde sich noch in der internen Aufklärung und bitte um Geduld. Die Verfasseri­n der E-Mail verwies telefonisc­h ebenfalls auf die Pressestel­le und wollte sich nicht weiter äußern.

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Foto: Luise Weiss Plakate mit Rassismusv­orwurf an der Humboldt-Universitä­t

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