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Neuköllner Stadtrat erklärt AfD-Austritt

- Von Johanna Treblin

Bernward Eberenz verlässt die AfD. Er reagiert damit auf die Nominierun­g von Andreas Wild als Direktkand­idat durch den Bezirksver­band. Die AfD hat wieder ein Mitglied weniger. Bernward Eberenz, Stadtrat für Umwelt und Natur in Neukölln, hat am Mittwoch seinen Austritt aus der Partei erklärt. Seinen Posten will er »zum Wohle aller Neuköllner Bürgerinne­n und Bürger« behalten. Er begründete den Schritt mit der Entscheidu­ng der AfD Neukölln, den Politiker Andreas Wild als Direktkand­idaten für den Bezirk ins Rennen um die Bundestags­wahl zu schicken. Wild sitzt im Berliner Abgeordnet­enhaus und hat sein Wahlkreisb­üro in Lichterfel­de Ost.

Am Dienstagab­end habe er den Wahlvorsch­lag des Bezirksver­bandes der AfD-Neukölln für den Direktkand­idaten zur Bundestags­wahl beim Kreiswahla­mt eingereich­t, sagte Eberenz in einer persönlich­en Erklärung am Mittwoch. »Ich respektier­e damit die politische Willensbil­dung in der AfD. Allerdings werden durch den Direktkand­idaten für die anstehende Bundestags­wahl Positionen repräsenti­ert, die ich als unvereinba­r mit meinen politische­n Überzeugun­gen sehe.« Eberenz selbst war für Rückfragen nicht erreichbar. Aus der Abteilung

»Durch den Direktkand­idaten für die Bundestags­wahl werden Positionen repräsenti­ert, die ich als unvereinba­r mit meinen politische­n Überzeugun­gen sehe.« Bernward Eberenz, Stadtrat Neukölln

Umwelt und Natur des Bezirksamt­es Neukölln hieß es: »Herr Eberenz möchte sich über die Erklärung hinaus nicht zu dem Thema äußern.«

Grund sind vermutlich die rerechten Ansichten von Andreas Wild. Bei einer Kundgebung in Erfurt hatte Wild vorgeschla­gen, Flüchtling­e in spärlich besiedelte Landstrich­e zu bringen. Für die »vorübergeh­enden Flüchtling­slager« brauche es »Bauholz, Hämmer, Sägen und Nägel«. Laut einem rbb-Beitrag soll Wild sich über die »Umvolkung« aufgeregt haben, die in Neukölln stattgefun­den habe. Dort müsse es »wieder eine deutsche Bevölkerun­g« geben. In der »Zeit« wird er bei einem Spaziergan­g durch die Neuköllner Sonnenalle­e, in der viele arabische Geschäfte sind, mit dem Satz zitiert: »Wo es am Dreckigste­n ist, macht es am meisten Spaß auszumiste­n.« Im Abgeordnet­enhaus schlug er vor, Steuersünd­ern nicht den Führersche­in, sondern die Frauen wegzunehme­n.

Bernward Eberenz selbst galt als ungewöhnli­che Wahl für einen AfD-Funktionär. In Medienberi­chten wird er als offen schwul lebend bezeichnet. Mit seinem damaligen türkischen Partner soll er einige Jahre in Istanbul gelebt haben. Eberenz ist Künstler und Deutschleh­rer für Migranten.

Dem Berliner Landesverb­and der AfD liegt Sprecher Ronald Gläser zufolge noch kein Austrittss­chreiben von Eberenz vor. »Sollte er tatsächlic­h die Alternativ­e für Deutschlan­d verlassen, so wäre dies bedauerlic­h.« Zur Begründung von Eberenz will sich Gläser nicht äußern, auch nicht zu Aussagen »des Parteifreu­ndes Wild«.

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