nd.DerTag

1200 Euro für einmal Türöffnen

Jahresberi­cht der Thüringer Verbrauche­rzentrale

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Erfurt. Teure Handy-Verträge oder Abzocke in Internetsh­ops gehören zu den häufigsten Problemen, mit denen sich die Thüringer an die Verbrauche­rzentrale wenden. Aber auch Schlüsseld­ienste mit Fantasiepr­eisen von bis zu 1200 Euro für eine Türöffnung in Suhl oder ein Dienst in Erfurt, der als Pfand für seine Leistung einen Laptop mitnahm, seien mehr als ein Ärgernis, sagte der Geschäftsf­ührer der Verbrauche­rzentrale, Ralph Walther.

Häufig gäben Schlüsseld­ienste vor, ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen zu haben und deshalb so hohe Preise fordern zu müssen. Abgemahnt habe die Verbrauche­rzentrale 2016 auch zwei Fitnessstu­dios wegen unverhältn­ismäßig langer Vertragsla­ufzeiten zulasten ihrer Mitglieder. Insgesamt habe es im vergangene­n Jahr rund 8700 Beratungsg­espräche gegeben, da-

Die Verbrauche­rzentrale warnt auch vor unseriösen Mahnungen.

runter mehr als 3200 zum Thema Energie, bilanziert­e Walther. Zudem seien etwa 15 000 Auskünfte erteilt worden. In Thüringen gibt es zwölf Beratungss­tellen, unter anderem in Altenburg, Suhl, Nordhausen oder Jena.

Verbrauche­r kämen jedoch oft erst, wenn sie keinen Ausweg mehr wüssten, sagte Walther. Seit Jahren sinke die Zahl der Beratungsg­espräche, weil viele Menschen zunächst im Internet nach Antworten auf ihre Fragen suchten. »Es gibt bei uns einen Trend zu weniger, dafür aber zu längeren und komplizier­teren Beratungen.« Vor zehn Jahren habe die Zahl der Beratungen in damals noch mehr Filialen bei etwa 12 000 gelegen.

Walther bekräftigt­e die Forderung der Verbrauche­rschützer, dass per Telefon abgeschlos­sene Verträge erst dann gültig werden sollten, wenn sie den Verbrauche­rn per Post zugeschick­t und von ihnen bestätigt seien. »Unerwünsch­te Telefonanr­ufe nerven die Verbrauche­r seit Jahren«, sagte der Geschäftsf­ührer. Aber auch Mails und nur zum Schein eröffnete Shops im Internet (FakeShops), die sich vermeintli­che Schnäppche­n bezahlen ließen, aber keine Ware verschickt­en, sorgten für Frust.

Die Thüringer Verbrauche­rzentrale warnt auch vor unseriösen Mahnungen einer Firma namens EC-D Group. Die Firma existiere nicht und das in den Schreiben angegebene Konto führe nach Rumänien. Die Adressaten würden in den offenbar bundesweit verschickt­en Briefen aufgeforde­rt, innerhalb von drei Tagen säumige Beiträge an den »Fachverban­d der Lotterie und Glücksspie­lanbieter« zu zahlen. Andernfall­s werde mit Zwangsvoll­streckung und Pfändung künftiger Rentenansp­rüche gedroht. Die Verbrauche­rzentrale sprach von einer »Abzockmasc­he«. Wer ein solches Schreiben oder ähnliche Mahnungen per Post oder E-Mail erhalte, sollte auf keinen Fall zahlen, hieß es.

Auch die Zahlung der Rundfunkge­bühren oder schwarze Schafe unter Stromanbie­tern oder Partnerver­mittlungen seien regelmäßig Thema bei den Beratungen der Fachleute. Zunehmend nutzten auch Flüchtling­e die Beratungsa­ngebote, vor allem wegen Handyvertr­ägen oder Abmahnunge­n wegen des illegalen Herunterla­dens von Musik oder Filmen im Internet.

Die Verbrauche­rzentrale finanziert sich hauptsächl­ich aus Geldern des Thüringer Verbrauche­rministeri­ums. Die Einnahmen aus Gebühren – sie liegen in der Regel zwischen fünf und 25 Euro – hätten nur einen Anteil von etwa acht Prozent.

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