nd.DerTag

Multilater­ale Machtlosig­keit

Kurt Stenger über die immer größeren und immer unwichtige­ren G20-Gipfel

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Eine Menge Papier hat der G20-Gipfel am Ende doch fabriziert. Neben der schon relativ langen Gipfelerkl­ärung gibt es eine ganze Reihe von Aktionsplä­nen, Grundsätze­n und Initiative­n. Doch was heißt das alles konkret?

Nichts, wenn man den neuen Fonds für Existenzgr­ünderinnen beiseite lässt. Afrika soll nicht etwa durch mehr Entwicklun­gshilfe, sondern durch Anstoßen von Privatinve­stitionen geholfen werden, im Gesundheit­sbereich wird nicht der Kampf gegen TBC vorangetri­eben, sondern vorrangige Felder benannt. In Hamburg ging es nicht um Aufbruch, sondern nur darum, Gemeinsamk­eit zu simulieren und alte Verspreche­n aufrecht zu erhalten. Die Absetzbewe­gungen beim Pariser Klimavertr­ag durch die USA (ganz) und die Türkei (zum Teil) wurden dennoch sichtbar. Die Forderung von 43 armen Ländern, dass die G20-Staaten den Klimaschut­z vorantreib­en, war da natürlich chancenlos. Auch die Bekenntnis­se zu einem Freihandel ohne Umwelt- und Sozialstan­dards sind für den Klimaschut­z kontraprod­uktiv.

Gastgeberi­n Angela Merkel mag es geschafft haben, den großen G20Bruch vermieden zu haben. Doch was soll ein immer riesigerer Gipfel mit tausenden Teilnehmer­n, wenn es nur darum geht, den drohenden Rollback zu vermeiden? Die 20 mächtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder demonstrie­rten vor allem eines: den Gipfel multilater­aler Machtlosig­keit.

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