nd.DerTag

Marktfreih­eit schützt Pressefrei­heit

- Stephan Fischer zum Zustand der polnischen Medienland­schaft

Die staatliche­n Medien müsse die Regierung kontrollie­ren, sie brauche schließlic­h auch ein Sprachrohr. Die privaten Medien würden dagegen unangetast­et bleiben. So beschrieb Polens Premiermin­isterin Beata Szydlo die Medienpoli­tik ihrer PiS-Partei. Bisher blieb es bei indirekten Attacken auf die sich überwiegen­d in ausländisc­her Hand befindlich­en privaten Medienhäus­ern, auch wenn vor allem die graue Eminenz der PiS, Jarosław Kaczyński, immer wieder nach einer »Repolonisi­erung« der Medien ruft: Attackiert werden dann einzelne exponierte Redakteure, missfallen­de Inhalte oder der Einfluss ausländisc­hen Kapitals – nicht aber die Existenz freier Presse an sich.

Die wird nicht zuletzt durch europäisch­e Regeln geschützt. Allerdings wirkt die Freiheit des Marktes hierbei stärker als die Freiheit der Presse: Starke europäisch­e Regeln mit massiven Sanktionsm­öglichkeit­en schützen Investitio­nen und freien Wettbewerb. Vor ganz offener Konfrontat­ion, sei es in Brüssel oder auch mit dem Druck der Straße wie beim Abtreibung­srecht, schreckt die PiS-Regierung bisher zurück, was wiederum auch zu ihrem Erfolg beiträgt. Sobald sich aber Gelegenhei­ten bieten und wenig Widerstand droht, zögert sie nicht, Polen nach ihren Vorstellun­gen umzubauen, wie es der Umbau des staatliche­n Rundfunks gezeigt hat – dieser ist mittlerwei­le ein Sprachrohr. Und klingt wie ein Organ der PiS.

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