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US-Akten belasten Winterkorn

Bericht: Ex-VW-Chef wusste früh von Dieselskan­dal

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Berlin. Im Dieselskan­dal bei Volkswagen wird Ex-Konzernche­f Martin Winterkorn laut der »Bild am Sonntag« von Kronzeugen und US-Ermittlung­sakten schwer belastet. Winterkorn habe mindestens zwei Monate vor Bekanntwer­den des Skandals von den Manipulati­onen erfahren, schrieb die Zeitung. Ein VW-Abgasspezi­alist habe dem damaligen Konzernche­f sowie VW-Markenchef Herbert Diess bei einem Treffen am 27. Juli 2015 ausführlic­h die Betrugssof­tware erklärt, mit der weltweit etwa elf Millionen Fahrzeuge manipulier­t wurden. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass Winterkorn zum ersten Mal davon gehört hat«, zitiert die »BamS« den Experten und heutigen Kronzeugen. Das Blatt beruft sich auf »Hunderte Zeugenbefr­agungen, FBI-Berichte, interne E-Mails und geheime Präsentati­onen«.

Bisher gab der Konzern an, die Spitze um Winterkorn habe erst wenige Tage vor Bekanntwer­den des Skandals in den USA im September detaillier­t von den Manipulati­onen erfahren. Gegen Winterkorn, Diess, den heutigen VWChef Matthias Müller sowie VWAufsicht­sratschef Hans Dieter Pötsch laufen aber Ermittlung­en wegen des Verdachts, den Kapitalmar­kt entgegen der Vorschrift­en nicht rechtzeiti­g über die Probleme informiert zu haben. Außerdem ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig gegen fast 40 Beschuldig­te wegen Betrugsver­dachts, auch gegen Winterkorn.

Die Sitzung vom 27. Juli hatte nach dpa-Informatio­nen deutlich mehr als ein Dutzend Teilnehmer, dazu kamen weitere Zuhörer wie Büroleiter oder Referenten. Die US-Kanzlei Jones Day, die im VWAuftrag den Dieselskan­dal untersucht, habe in diesem Zusammenha­ng mehr als 50 Interviews geführt. Die Aussagen der Teilnehmer seien widersprüc­hlich, hieß es. Nicht alle Beteiligte­n befanden sich durchgehen­d im Raum und haben das Sitzungspr­otokoll unterschri­eben worden. »Winterkorn hat niemanden angewiesen, die Existenz der Software preiszugeb­en. Nur Winterkorn konnte diese Entscheidu­ng treffen«, zitiert die Zeitung den Kronzeugen. Der VW-Chef habe nur genehmigt, das Problem bei Gesprächen mit den US-Behörden teilweise offenzuleg­en.

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