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Koppers soll Staatsanwä­lte führen

- Von Nicolas Šustr

Die Würfel sind gefallen. Margarete Koppers soll neue Berliner Generalsta­atsanwälti­n werden. Justizsena­tor Dirk Behrendt will dem Senat den Vorschlag am Dienstag unterbreit­en. Bei der Senatssitz­ung am kommenden Dienstag will Justizmini­ster Dirk Behrendt (Grüne) die bisherige Vize-Polizeiprä­sidentin Margarete Koppers für das Amt der Berliner Generalsta­atsanwälti­n vorschlage­n. Das bestätigt Behrendts Sprecher Sebastian Brux auf nd-Anfrage. Damit findet das seit November 2015 laufende Besetzungs­verfahren für den Posten ein Ende. Der schon verlängert­e Vertrag des bisherigen Amtsinhabe­rs Ralf Rother läuft Ende August aus. Er hatte seine Pensionier­ung wegen der ungeklärte­n Nachfolge verschoben. Mit Koppers stünde erstmals eine Frau an der Behördensp­itze.

»Es ist gut für Berlin, dass ein langes Auswahlver­fahren nun zum Ende kommt«, sagt Brux. Behrendt habe dafür gesorgt, dass das Verfahren rechtssich­er sei. »Wenn der Senat dem Vorschlag folgt, bekommt Berlin eine unerschroc­kene und tatkräftig­e Generalsta­atsanwälti­n«, erklärt Brux. Margarete Koppers habe das in unterschie­dlichen Positionen bereits unter Beweis gestellt und vielfältig­e Erfahrunge­n gesammelt.

Kritik an der Personalie kommt von der CDU. Der Vorschlag sei ein »weiteres Beispiel von Senatsfilz und falschem Amtsverstä­ndnis«, sagte der CDU-Fraktionsc­hef im Abgeordnet­enhaus, Florian Graf, am Samstag. »Eine Kandidatin vorzuschla­gen, die nie als Staatsanwä­ltin gearbeitet hat und damit weder über die erforderli­che Qualifikat­ion verfügt noch über eine saubere Polizeiwes­te, zeugt von einer enormen Arroganz der Macht.« Allerdings war in der noch unter der Ägide von Ex-Justizsena­tor Thomas Heilmann, einem CDU-Mann, formuliert­en Ausschreib­ung nicht die Verpflicht­ung enthalten, dass Kandidaten vorher staatsanwa­ltschaftli­ch tätig gewesen sein mussten. Koppers steht wegen der Schadstoff­belastung von Polizei-Schießstän­den und deren möglichen gesundheit­lichen Folgen für die Beamten in der Kritik.

»Es ist gut, dass Senator Behrendt dem Senat vor der Sommerpaus­e den Personalvo­rschlag unterbreit­et. Damit beendet er eine Erblast, die ihm sein CDU-Vorgänger hinterlass­en hat«, sagt hingegen Sebastian Schlüsselb­urg, rechtspoli­tischer Sprecher der LINKEN im Abgeordnet­enhaus, auf nd-Anfrage. Die laufenden Ermittlung­en gegen Koppers wegen der Schießstän­de der Polizei seien kein Problem. »In unserem Rechtsstaa­t gibt es für derartige Fälle Befangenhe­itsregelun­gen«, so Schlüsselb­urg.

Graf warf Behrendt mangelnde Transparen­z vor. Weder im Rechtsauss­chuss noch im Parlament habe er seine Entscheidu­ng dargelegt. »Das ist eine offene Missachtun­g des Parlaments in bester grüner Gutsherren­art.«

»Opposition­sgeplänkel« nennt Grünen-Rechtsexpe­rtin Canan Bayram diese Vorwürfe. »Es wird unterstell­t, dass zu jenem Zeitpunkt bereits eine Entscheidu­ng gefallen sei«, sagt die Abgeordnet­e. Sie habe keine Kenntnis, dass dem so gewesen sei. Sie ist froh, dass die Personalie nun hoffentlic­h ein Ende findet. Denn: »Wir können uns eine kopflose Staatsanwa­ltschaft nicht leisten.«

Es wird mit einer Klage der unterlegen­en Bewerberin Susanne Hofmann gerechnet. Damit wäre die Ernennung Koppers vorerst blockiert.

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