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Was sind schon Rechte?

- Nicolas Šustr über Rechte, Bürgerrech­te und Pragmatism­us Foto: nd/Ulli Winkler

»Unser Problem liegt doch nicht darin, dass die Versammlun­gsfreiheit nicht ausreichen­d geschützt wird«, erklärt der Berliner CDU-Innenexper­te Burkard Dregger zu dem von Rot-RotGrün angekündig­ten »Versammlun­gsfreiheit­sgesetz«. Dies vor dem Hintergrun­d der Ausschreit­ungen rund um den Hamburger G20-Gipfel. Dabei scheint ihm entgangen zu sein, dass dort die Polizei massiv Rechte von Demonstran­ten gebrochen hat. Das hat in der Hansestadt eine so lange Tradition, dass dieses rechtstaat­swidrige Vorgehen ganz offiziell »Hamburger Linie« genannt wird. Das Ergebnis am zurücklieg­enden Wochenende war eine Vandalismu­sorgie, die auch die krawallerp­robten Bewohner erschauder­n ließ.

In Berlin rüstet die Polizei seit vielen Jahren bei entspreche­nden Demonstrat­ionen zumindest optisch ab und lässt sich auch nicht auf jede kleine Provokatio­n ein. Die »Revolution­äre 1. Mai«-Demo ließ sie sogar ohne Anmeldung starten. Das Ergebnis sind vergleichs­weise milde Verläufe. In Kreuzberg haben die Bewohner viel mehr Angst vor den Menschenma­ssen als vor marodieren­den Demonstran­ten. Wenn vieles von dem, was manchmal von der Polizei aus Deeskalati­onsgründen hingenomme­n wird, nun Gesetz werden soll, dann sollten sich die konservati­ven Freunde doch freuen. Sie mögen es doch gesittet. Aber wohl nicht, wenn damit eine Profilieru­ngsmöglich­keit entfällt.

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