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Ramelow schließt Stopp der Gebietsref­orm aus

Thüringens Regierungs­chef hält es für möglich, dass das Vorhaben bis zur Wahl 2019 nicht in Gänze umsetzbar ist

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Die vom Verfassung­sgericht vorerst gestoppte Thüringer Gebietsref­orm sorgt jetzt auch für offenen Streit in der rot-rot-grünen Koalition. Dabei geht es um den Status von Weimar.

Erfurt. Wie viel von der umstritten­en Gebiets- und Verwaltung­sreform in Thüringen bis zur nächsten Landtagswa­hl 2019 umgesetzt wird, ist weiter offen. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (LINKE) schloss in einem Interview mit MDR Thüringen nicht aus, dass Teile in die nächsten Legislatur­perioden hineinwirk­en. Nachdem das erste Gesetz zur Gebietsref­orm im Juni vom Thüringer Verfassung­sgericht kassiert wurde, sucht die rot-rot-grüne Landesregi­erung derzeit nach ei- nem Neustart für ihr größtes Reformproj­ekt. Einen kompletten Stopp schloss Ramelow aus. Behörden müssten modernisie­rt und Änderungsp­rozesse auf den Weg gebracht werden, sagte der Regierungs­chef. Außerdem solle der erkennbare Wille von Kommunen zu Gemeindefu­sionen nicht ausgebrems­t werden.

Sorge, wegen der umstritten­en Reform nicht wieder gewählt zu werden, hat Ramelow nach eigenen Worten nicht: »Ich habe einen Amtseid für das Land abgelegt, und das Land muss zukunftsfe­st gemacht werden.«, sagte er. Als wichtigste­s Ziel in der zweiten Hälfte der Legislatur­periode nannte Ramelow neben der »Zukunftsfe­stigkeit im Rahmen der noch möglichen Schritte« die Umsetzung der von der Regierung abgegebene­n Unterricht­sgarantie. Damit hatte diese auf vergleichs­weise hohe Stundenaus­fälle an den Schulen reagiert.

Indessen sorgt das Thema Gebietsref­orm jetzt auch für offenen Streit innerhalb der rot-rot-grünen Koalition. Dabei geht es um den Status von Weimar. Während die Grünen-Spitze dafür plädiert, dass Weimar seinen Status als kreisfreie Stadt verliert, beharrt die SPD darauf, dass Weimar diesen Status behält. Hintergrun­d ist die Forderung von Grünen-Landeschef Rainer Wernicke an Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD), sein ursprüngli­ches Modell wieder aufleben zu lassen. Danach waren in Thü- ringen nur noch zwei kreisfreie Städte – Erfurt und Jena – vorgesehen, die mehr als 100 000 Einwohner haben. Neben Suhl und Eisenach sollten auch Weimar und Gera Bestandtei­l eines Kreises werden. Davon jedoch war Poppenhäge­r vor einigen Wochen in Absprache mit Ministerpr­äsident Ramelow abgerückt. Weimar sowie Gera sollen nun kreisfrei bleiben. »Der Innenminis­ter muss die Kraft haben, sich an dieser Stelle zu korrigiere­n. Weimar und Gera sollten eingekreis­t werden«, sagte Wernicke der »Thüringisc­hen Landeszeit­ung«. Mehrere SPD-Politiker widersprac­hen ihm. SPD-Landesvize Carsten Schneider bezeichnet­e die Forderung von Wernicke als indiskutab­el.

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