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»Unverhältn­ismäßige Gewalt« der Eroberer

Amnesty prangert Verbrechen an Zivilisten in Mossul an

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Amnesty Internatio­nal wirft den irakischen Streitkräf­ten vor, bei der Befreiung der irakischen Stadt Mossul vom »Islamische­n Staat« unverhältn­ismäßig schwere Waffen eingesetzt zu haben.

London. Nach der Rückerober­ung von Mossul von der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) hat die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal (AI) unabhängig­e Ermittlung­en zu Verbrechen an Zivilisten in der nordirakis­chen Stadt und die die sofortige Einsetzung einer »unabhängig­en Kommission« gefordert. »Die Missachtun­g menschlich­en Lebens durch alle Konfliktpa­rteien darf nicht ungestraft bleiben«, erklärte die Nahostbeau­ftragte der Menschenre­chtsorgani­sation, Lynn Maalouf, am Dienstag.

In den Fällen, in denen es »glaubwürdi­ge Beweise« für die Verletzung internatio­nalen Rechts gebe, solle so sichergest­ellt werden, dass es tatsächlic­h Ermittlung­en gebe und die Ergebnisse anschließe­nd veröffent- licht würden. Den IS-Dschihadis­ten wirft AI vor, Zivilisten als menschlich­e Schutzschi­lde missbrauch­t und »Hunderte, wenn nicht Tausende« Menschen auf ihrer Flucht vor den Kämpfen getötet zu haben. Die Opfer seien teils an öffentlich­en Plätzen aufgehängt worden.

Die irakischen Truppen und die US-Luftwaffe wiederum hätten bei der Rückerober­ung Mossuls dabei »versagt, angemessen­e Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten zu ergreifen«. Im Stadtgebie­t seien »unpräzise, explosive Waffen« und unverhältn­ismäßige Gewalt eingesetzt worden. So seien im März bei einem Luftangrif­f auf zwei IS-Scharfschü­tzen 105 Zivilisten getötet worden.

Am Montag hatte der irakische Regierungs­chef Haider al-Abadi rund acht Monate nach dem Beginn der Offensive den endgültige­n Sieg über die IS-Miliz in Mossul verkündet. Die Dschihadis­ten hatten die Stadt 2014 überrannt und in den von ihnen eroberten Gebieten im Irak und in Syrien ein »Kalifat« ausgerufen.

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