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Mehr Personal, mehr Investitio­nen

Rot-Rot-Grün legt Entwurf für Doppelhaus­halt 2018/2019 vor

- Von Nicolas Šustr

Berlin wird in den kommenden beiden Jahren deutlich mehr Geld ausgeben als bisher. Vor allem Schulsanie­rung und -neubau sind ein großer Brocken. Es soll aber auch mehr Personal kommen. »Es ist uns gelungen, vom reinen Konsolidie­ren auf Konsolidie­ren und Investiere­n umzusteige­n«, sagt Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) und strahlt bei der Vorstellun­g des Entwurfs des Doppelhaus­halts für 2018/2019 am Dienstag im Roten Rathaus. Um acht Prozent sollen die Ausgaben im Vergleich zur aktuellen Haushaltsp­eriode 2016/2017 steigen, von bisher 52,5 Milliarden Euro auf künftig 56,7 Milliarden Euro.

4,5 Milliarden Euro an Investitio­nen sollen in den kommenden beiden Jahren aus dem Landeshaus­halt fließen, rund 900 Millionen Euro mehr als in den ursprüngli­chen Eckwerten vorgesehen. Diese Priorität hält Kollatz-Ahnen für sinnvoll, weil sich bei einer möglichen Verschlech­terung der Wirtschaft­slage dieser Ausgabenbl­ock auch relativ schnell wieder herunterfa­hren lässt. Einer der größten Einzelpost­en ist Sanierung und Neubau von Schulen. 504 Millionen Euro sollen 2017 dafür fließen, 2018 sollen es 570 Millionen Euro sein. Zum Vergleich: 2016 wurden für diesen Posten 256 Millionen Euro ausgegeben. »Zunächst soll so viel wie möglich innerhalb der bestehende­n Verwaltung­sstrukture­n verbaut werden«, kündigt Kollatz-Ahnen an.

Im Klartext: Vor 2019 wird es keine Kreditfina­nzierung von Schulneuba­uten geben. Laut Plan könnten 2019 dann 90 Millionen Euro an Krediten aufgenomme­n werden, 2020 sogar 200 Millionen Euro. In diesem Bereich ist aber längst noch nichts in trockenen Tüchern. Die bereits laufenden Gespräche mit dem Europäisch­en Statistisc­hen Amt und dem Statistisc­hen Bundesamt über eine mögliche Nichtanrec­hnung der Kreditlini­en auf die Staatsschu­lden stehen noch lange nicht vor ihrem Abschluss. Anderersei­ts wollen sich Bezirke wie Lichtenber­g die Zuständigk­eit für den Schulbau nicht nehmen lassen.

Insgesamt steigen die Investitio­nen um die Hälfte. Große Brocken sind auch die Sanierung und Ertüchtigu­ng des Messegelän­des. 250 Millionen Euro sollen in der kommenden Haushaltsp­eriode dafür fließen. Damit die Messegesel­lschaft das insgesamt 480 Millionen Euro schwere Programm teilweise über Kredite finanziere­n kann, sollen die von ihr genutzten Grundstück­e in das Unternehme­n eingebrach­t werden.

Durch die Errichtung des sogenannte­n Nordkopfes soll das Vivantes-Krankenhau­s Neukölln erweitert werden, erst im Anschluss ist die nötige Sanierung des Komplexes möglich. 150 Millionen Euro sollen diese Maßnahmen kosten. Allgemein wird die Krankenhau­sförderung deutlich angehoben, um 260 Millionen Euro pro Jahr.

Aber auch das Personal soll deutlich aufgestock­t werden. 3146 zusätzlich­e Stellen, davon 441 befristet, sind für 2018 vorgesehen, 1738 weitere (45 befristet) sollen 2019 da- zukommen. Am meisten profitiert davon der Bildungsbe­reich mit 1609 neuen Stellen für Lehrkräfte. Es folgt die Polizei mit 795 zusätzlich­en Kräften, die Feuerwehr soll mit 300 zusätzlich­en Beschäftig­ten unterstütz­t werden.

In der Folge werden die Personalau­sgaben deutlich steigen – von geplanten rund 8,3 Milliarden Euro in diesem Jahr auf knapp 8,7 Milliarden Euro 2018. Rund 9,1 Milliarden Euro sollen 2019 laut Senatsvorl­age für Personalko­sten fließen. Gründe für die Ausgabenst­eigerungen sind nicht nur der Stellenzuw­achs, sondern auch anstehende Lohnerhöhu­ngen.

Trotz der deutlich steigenden Ausgaben soll der Berliner Schuldenbe­rg von momentan 59,5 Milliarden Euro weiter abgetragen werden. Obwohl Berlin vor kurzem vom Stabilität­srat aus dem Sanierungs­verfahren entlassen worden ist, sei es nach wie vor ein Konsolidie­rungsland, das jedes Jahr 80 Millionen Euro von Bund und Ländern erhalte, erklärt der Finanzsena­tor. »Deshalb dürfen wir unsere Konsolidie­rungsbemüh­ungen auf dem Weg hin zu einem strukturel­l ausgeglich­enen Haushalt im Jahr 2020 nicht mindern«, sagt KollatzAhn­en. Konkret sollen die Schulden bis Ende 2019 um 341 Millionen Euro reduziert werden.

Sollten im laufenden Haushaltsj­ahr tatsächlic­h lediglich wie geplant 80 Millionen Euro getilgt werden, würde die zulässige Obergrenze des sogenannte­n strukturel­len Defizits »gerissen«, warnt Matthias KollatzAhn­en. Dann müsste sich Berlin gegenüber dem Stabilität­srat erklären. »Wenn wir bis 2020 nicht größenwahn­sinnig sind, werden wir danach frei sein«, wirbt deshalb der Finanzsena­tor.

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Foto: dpa/Maurizio Gambarini Die Aktenlage stimmt Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) fröhlich.

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